Ein Auftakt mit starken Kontrasten: Skispringer Philipp Raimund hat mit Platz zwei in der Qualifikation von Oberstdorf einen Traumstart in die 74. Vierschanzentournee hingelegt und neue Hoffnungen im deutschen Team geweckt. Der 25-Jährige musste sich mit einem Sprung auf 132,5 Meter einzig dem überragenden Weltmeister Domen Prevc geschlagen geben, der mit 139,5 Metern dominierte.
Vor 15.500 Zuschauern an der Schattenbergschanze zeigte Raimund einmal mehr seine starke Form in diesem Winter. Bereits vier Podestplätze im Weltcup hatte er vorzuweisen, nun folgte ein Ausrufezeichen zum Tournee-Auftakt. Um ein Haar hätte es sogar zum dritten deutschen Qualifikationssieg in Oberstdorf seit der Jahrtausendwende gereicht – nach Andreas Wellinger (2021) und Richard Freitag (2017).
Ganz anders verlief der Tag für Lokalmatador Karl Geiger. Der Oberstdorfer verpasste als 53. erstmals seit 2013 den Wettkampf auf seiner Heimschanze – ein bitterer Rückschlag. Auch für Felix Hoffmann blieb als Zwölfter noch Luft nach oben, nachdem er bei der Generalprobe in Engelberg zweimal auf dem Podest gestanden hatte.
Bei den Favoriten zeigte sich ein gemischtes Bild: Titelverteidiger Daniel Tschofenig belegte Rang drei, während Tournee-Rekordsieger Ryoyu Kobayashi als Siebter etwas zurückblieb. Der Österreicher Stefan Kraft enttäuschte mit Platz 33.
Insgesamt qualifizierten sich sechs der neun deutschen Springer für den Wettkampf am Montag. Neben Raimund und Hoffmann sind auch Pius Paschke, Constantin Schmid, Luca Roth und Andreas Wellinger dabei. Für Geiger, Ben Bayer und Debütant Max Unglaube ist die Tournee dagegen bereits beendet. OZD
OZD-Kommentar – Hoffnung ja, Euphorie nein
Philipp Raimund liefert – und wie. Doch der DSV darf sich von einem starken Quali-Ergebnis nicht blenden lassen. Die Vierschanzentournee verzeiht keine Schwächen, schon gar nicht über vier Springen. Das frühe Aus von Karl Geiger zeigt brutal, wie gnadenlos dieses Turnier ist. Raimund ist ein Hoffnungsträger, aber kein Heilsbringer. Der deutsche Skisprung-Winter bleibt ein Balanceakt zwischen Aufbruch und Absturz.

Mini-Infobox
Wettbewerb: Qualifikation Vierschanzentournee Oberstdorf
Bester Deutscher: Philipp Raimund (2.)
Topfavorit: Domen Prevc (1.)
Bitteres Aus: Karl Geiger (53.)
OZD-Analyse
Raimunds Rolle
a) Konstante Saison mit mehreren Podestplätzen
b) Starker Auftakt als psychologischer Vorteil
c) Druck wächst mit den Erwartungen
Deutsche Gesamtlage
a) Sechs Starter im Wettkampf
b) Fehlende Breite in der absoluten Spitze
c) Schwankende Leistungen der Routiniers
Bedeutung des Geiger-Aus
a) Heimschanzenfaktor wirkungslos
b) Symbol für DSV-Probleme
c) Vertrauensfrage für die kommenden Wochen

Erklärungen
Wer ist Philipp Raimund?
Philipp Raimund ist ein deutscher Skispringer, der sich in der
Weltspitze etabliert hat und in dieser Saison mehrfach auf dem Podest
stand. Er gilt als einer der formstärksten DSV-Athleten.
Was ist die Vierschanzentournee?
Die Vierschanzentournee ist das prestigeträchtigste Turnier im
Skispringen und umfasst vier Springen in Oberstdorf,
Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasSeit 2013 hatte Karl Geiger jeden Wettkampf in Oberstdorf erreicht – bis zu diesem bitteren Quali-Tag.
