Donald Trump entdeckt plötzlich seine Entschlossenheit gegenüber Wladimir Putin – und das kurz nach einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj in Rom. Auf seinem hauseigenen Netzwerk Truth Social wetterte er über Russlands Angriffe auf zivile Ziele und drohte mit neuen Sanktionen. Wer Trump kennt, weiß: Lautstarke Drohungen sind seine Spezialität – aber konkrete Taten waren bei ihm stets Mangelware.
Die neue "härtere Gangart" wirkt wie ein durchschaubarer Versuch, sich als starker Staatsmann zu inszenieren. Tatsächlich hatte Trump während seiner Präsidentschaft alles andere als Härte gegenüber Putin bewiesen: Sanktionen wurden verzögert oder halbherzig umgesetzt, persönliche Komplimente für den Kremlchef waren an der Tagesordnung. Die jetzige Rhetorik riecht weniger nach außenpolitischer Strategie als nach innenpolitischer Verzweiflung – der Wahlkampf 2024 wirft seine Schatten voraus.
Noch absurder wird es, wenn man Trumps jüngste Aussagen im Zusammenhang betrachtet: Am Freitag noch behauptete er, eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine sei "zum Greifen nah" – nur um einen Tag später eine Kehrtwende zu vollziehen und Putin mangelnden Friedenswillen vorzuwerfen. Diese Widersprüche entlarven Trump als das, was er ist: ein Opportunist, der den Krieg in der Ukraine als Bühne für seine eigenen Ambitionen benutzt.
Selenskyj hingegen setzte beim Treffen in Rom auf konkrete Inhalte: eine umfassende und dauerhafte Waffenruhe, die echte Sicherheit bringen soll. Währenddessen blieben Trumps Äußerungen schwammig: "Sekundärsanktionen" wurden nebulös in den Raum gestellt, ohne Details oder klare Forderungen.
Russlands reale Kriegsziele – territoriale Expansion, Verhinderung eines ukrainischen Nato-Beitritts und die Entmilitarisierung der Ukraine – bleiben unverändert. Dass Trump trotzdem von angeblicher Kompromissbereitschaft Putins spricht, offenbart eine eklatante Realitätsverweigerung. Oder schlimmer: ein gezieltes Täuschen der Öffentlichkeit.
Die gleichzeitige Meldung über die Rückeroberung von Kursk durch russische Truppen – inklusive dem zweifelhaften Einsatz nordkoreanischer Kämpfer – unterstreicht, dass Putin alles andere als verhandlungsbereit ist. Hier wird Krieg eskaliert, nicht beendet.
Erklärung
Trumps historischer Kuschelkurs mit Putin:
Während seiner Amtszeit relativierte Trump wiederholt russische Aggressionen – etwa nach der Annexion der Krim oder den Cyberangriffen auf US-Behörden. Seine neue Härte ist daher schwer ernst zu nehmen.
Sekundärsanktionen erklärt:
Sie zielen auf Drittländer oder Firmen ab, die Sanktionen umgehen. Effektiv, aber politisch extrem riskant, da sie globale Handelspartner (z.B. China) verärgern könnten.
Nordkoreanische Söldner in Russland:
Obwohl offiziell bestritten, bestätigen Geheimdienste: Nordkorea entsandte tausende Kämpfer, die nun an russischen Fronten eingesetzt werden – ein deutliches Zeichen für Moskaus Personalnot.
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Bild: AFP