Es ist ein Satz, den man aus dem Mund von Donald Trump lange nicht gehört hat – und doch fällt er jetzt mit voller Wucht: Wladimir Putin sei „völlig verrückt geworden“. So äußert sich der frühere US-Präsident angesichts der jüngsten massiven Raketen- und Drohnenangriffe Russlands auf die Ukraine.
Ein Bruch mit alten Freundlichkeiten? Vielleicht. Denn Trump galt lange als Putin-Versteher, lobte dessen „Stärke“ und behauptete im Wahlkampf, er könne den Ukraine-Krieg in 24 Stunden beenden. Dass gerade dieser Trump nun mit drastischer Wortwahl auf Distanz geht, klingt nach einer späten Einsicht. Doch sie kommt weder konsequent noch glaubwürdig daher.
Während er Putin für den Angriffskrieg kritisiert, teilt er im gleichen Atemzug erneut gegen den ukrainischen Präsidenten Selenskyj aus – wirft ihm vor, „Probleme zu verursachen“ und „seinem Land keinen Gefallen zu tun“. Es ist ein rhetorisches Hin und Her, das wenig mit klarer Außenpolitik und viel mit populistischem Kalkül zu tun hat.
Trumps Aussagen spiegeln keine moralische Haltung, sondern ein taktisches Abtasten: Er distanziert sich gerade so weit von Putin, wie es innenpolitisch nützlich ist – ohne dabei seine alten Narrative ganz aufzugeben. Der Kreml-Chef, einst bewundert, wird nun kritisiert, aber nie eindeutig verurteilt. Und Selenskyj, Symbol des ukrainischen Widerstands, bleibt für Trump vor allem unbequem.
Während Europa und US-Diplomaten den Druck auf Russland erhöhen wollen, verliert sich Trump in persönlichen Wertungen und unklaren Signalen. Von außenpolitischer Verantwortung ist wenig zu spüren – von Wahlkampfmodus umso mehr.
Der Kontrast könnte kaum deutlicher sein: Während in Kiew Tote gezählt und in Brüssel neue Sanktionen beraten werden, nutzt Trump seine Plattform Truth Social zur persönlichen Abrechnung. Die Lage in der Ukraine verlangt Haltung – kein politisches Schachspiel um Worte.
OZD
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Bild: AFP