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Trump, Putin und das diplomatische Schauspiel auf dem Rücken der Ukraine

Trump feiert sein Telefonat mit Putin als diplomatischen Durchbruch – doch was nach Frieden klingt, riecht stark nach Selbstinszenierung und geopolitischer Realitätsverweigerung.

Washington/Moskau/Kiew, Mai 2025. Was US-Präsident Donald Trump nach seinem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin als diplomatischen Triumph verkauft, wirkt bei näherem Hinsehen wie eine Mischung aus Wunschdenken, geopolitischer Naivität und gefährlicher Selbstüberschätzung.

Trump sprach von einem "ausgezeichneten" Gespräch, einem "Weg zur sofortigen Waffenruhe", die Russland und die Ukraine nun beschreiten könnten – Worte, die Frieden suggerieren, aber zugleich gefährlich vereinfachen, was in Wahrheit ein brutaler, festgefahrener Angriffskrieg ist.

Dass Wladimir Putin sich bereit zeigt, ein vages „Memorandum“ auszuarbeiten, ist ein rhetorischer Taschenspielertrick, kein strategischer Schwenk. Er äußerte sich erneut nicht zur von Trump geforderten bedingungslosen 30-tägigen Waffenruhe. Und: Die Kernforderungen Moskaus – insbesondere der vollständige Rückzug der ukrainischen Armee aus besetzten Gebieten – bleiben maximalinvasiv und völkerrechtswidrig.

Wolodymyr Selenskyj reagierte dementsprechend nüchtern: Gesprächsbereitschaft ja – aber keine Preisgabe ukrainischen Territoriums. Ein gerechter Frieden ist eben kein Kuhhandel.

Dass Trump direkt nach seinem Putin-Gespräch mit EU-Staatschefs und Selenskyj telefonierte, unterstreicht seinen Drang nach Kontrolle des Narrativs – nicht seine diplomatische Integrität. Es wirkt, als wolle er nicht vermitteln, sondern dominieren. Und der Hinweis auf den Vatikan als möglichen Gastgeber? Symbolisch stark – aber ohne Substanz, solange Russland keine ernsthaften Konzessionen macht.

Besorgniserregend ist Trumps Haltung zu Sanktionen: Während europäische Partner den Druck auf Moskau erhöhen wollen, spricht Trump lieber von Wirtschaftsdeals mit Russland „nach dem Blutbad“. Eine Normalisierung ohne Gerechtigkeit? Das wäre keine Friedenspolitik, sondern ein geopolitischer Schlussverkauf auf Kosten der Ukraine.

Putins wohlkalkuliertes Lob für das „ehrliche“ Gespräch mit Trump und seine angebliche Offenheit für Frieden müssen im Kontext gesehen werden: Solange Russland Bedingungen stellt, die einer Kapitulation Kiews gleichkommen, ist von echter Verhandlungsbereitschaft keine Rede.

Trump inszeniert sich derweil als großer Vermittler – doch echte Friedensarbeit beginnt nicht mit Eigenlob, sondern mit Prinzipientreue, Klartext gegenüber Aggressoren und echtem Respekt für die Opfer. Und davon war in diesem "exzellenten Gespräch" erschreckend wenig zu hören.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP