Die Waffenruhe-Gespräche in Istanbul könnten ein Wendepunkt sein – doch schon im Vorfeld zeigen sich gravierende Schwächen. Dass Wladimir Putin den Verhandlungen fernbleibt, sendet ein klares Signal: Russland ist nicht bereit, auf Augenhöhe und mit vollem politischen Gewicht zu verhandeln. Die Entsendung von Unterhändlern aus der zweiten Reihe wirkt wie eine diplomatische Pflichtübung, nicht wie ein ernsthafter Schritt Richtung Frieden.
Kiews zögerliche Haltung, wer die Delegation stellen soll, deutet ebenfalls auf Misstrauen hin. Die Ukraine hat nach mehr als drei Jahren Krieg gelernt, dass Worte allein nichts bedeuten – besonders nicht, wenn russische Bomben weiter einschlagen. Dass die NATO, Frankreich und die USA eine Feuerpause fordern, ist nachvollziehbar, denn unter Druck lässt sich kein Kompromiss finden.
Putins Fernbleiben könnte strategisch motiviert sein – als Machtdemonstration oder als Schutz vor innenpolitischer Verantwortung für einen möglichen Misserfolg. Doch es wirkt eher wie ein Ausweichen. Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die transatlantische Partnerschaft, signalisiert klare Konsequenzen: Ohne glaubwürdige Verhandlungen werden die Sanktionen verschärft. Dass selbst Donald Trump eine mögliche Reise in Aussicht stellt, unterstreicht, wie groß das politische Interesse an einem greifbaren Fortschritt ist.
Doch realistisch gesehen sind Durchbrüche unter den aktuellen Bedingungen kaum zu erwarten. Die Maximalforderungen beider Seiten bleiben unvereinbar – eine Nato-Abkehr der Ukraine und Gebietsverluste sind für Kiew nicht verhandelbar, während Russland genau das fordert. Hoffnung ruht einzig auf kleinen, taktischen Fortschritten. Für einen echten Frieden braucht es mehr – vor allem politischen Willen, der derzeit auf russischer Seite nicht erkennbar ist.
OZD
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