Die dramatische Erhöhung der deutschen Militärausgaben auf rund 77,6 Milliarden Euro ist ein historisches Signal – und ein beunruhigendes zugleich. Der weltweit viertgrößte Verteidigungshaushalt für Deutschland mag sicherheitspolitisch begründet sein, angesichts des Ukraine-Kriegs und der neuen Bedrohungslage in Europa. Doch die Dimensionen sind alarmierend: In Zeiten knapper Haushaltskassen, wachsender sozialer Spaltung und vernachlässigter öffentlicher Infrastruktur stellt sich die Frage, ob diese Prioritätensetzung zukunftsfähig ist.
Dass Deutschland nun knapp zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung für das Militär ausgibt und damit fast NATO-Vorgaben erfüllt, ist politisch kalkuliert – aber auch riskant. Schon jetzt warnen Experten vor wachsenden Zielkonflikten zwischen Rüstung und Sozialpolitik. Bildung, Gesundheit und Klimaschutz könnten die Verlierer dieser Strategie werden.
Zudem zeigt der Blick auf andere Länder wie Polen, Israel und Rumänien: Weltweit rast eine Aufrüstungsspirale in ungekanntem Tempo. Der Anstieg der globalen Verteidigungsausgaben um 9,4 Prozent ist ein historischer Rekord – und lässt Erinnerungen an den Kalten Krieg aufleben. Deutschland sollte sich deshalb fragen, ob es langfristig Sicherheit wirklich durch immer neue Waffen garantieren kann – oder ob es einen umfassenderen Ansatz braucht, der Diplomatie, soziale Gerechtigkeit und Stabilität gleichermaßen stärkt.
OZD
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