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Mehr Stipendien - Meist ungerecht?

2024 wurden fünf Prozent mehr Deutschlandstipendien vergeben – doch weiterhin profitiert nur eine kleine Minderheit: 1,2 Prozent aller Studierenden.

Das Deutschlandstipendium wächst – aber bleibt ein Exklusivmodell. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, wurden im vergangenen Jahr rund fünf Prozent mehr Deutschlandstipendien vergeben als 2023. Damit erhielten insgesamt 33.000 Studierende die monatliche Förderung in Höhe von 300 Euro. Bezogen auf die Gesamtzahl der Studierenden im Wintersemester 2024/2025 lag der Anteil damit jedoch weiterhin bei lediglich 1,2 Prozent.

Seit seiner Einführung im Sommersemester 2011 richtet sich das Deutschlandstipendium an Studierende, die durch besondere Leistungen und Potenzial auffallen. Die Förderung erfolgt unabhängig vom Einkommen der Eltern, ist auf zwei Semester angelegt und kann verlängert werden. Finanziert wird sie je zur Hälfte vom Bund und von privaten Geldgebern.

Im Jahr 2024 warben die Hochschulen nach Angaben der Wiesbadener Statistiker rund 34 Millionen Euro von privaten Förderern ein – das entspricht einem Anstieg von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Bereitschaft zur Mitfinanzierung durch Stiftungen, Unternehmen oder Privatpersonen bleibt damit stabil.

Regional gibt es weiterhin große Unterschiede. Im Saarland lag der Anteil der geförderten Studierenden mit 1,9 Prozent an der Spitze. Schlusslicht war erneut Thüringen mit lediglich 0,5 Prozent. Die Gründe dafür reichen von strukturellen Defiziten bei der Einwerbung privater Mittel bis hin zu geringerem Engagement von Fördernden in einzelnen Regionen.

OZD


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OZD-Kommentar:
Fünf Prozent mehr klingt gut – doch bei genauerem Hinsehen bleibt das Deutschlandstipendium eine elitäre Randerscheinung. 1,2 Prozent der Studierenden erhalten die Förderung, fast 99 Prozent gehen leer aus. Dabei wurde das Programm einst mit dem Anspruch gestartet, Leistung sichtbar zu belohnen und Begabung unabhängig von Herkunft zu fördern. Heute scheint es mehr vom Zufall der Region und der Finanzkraft privater Sponsoren abzuhängen, ob Studierende profitieren. Wer in Thüringen lebt, hat schlicht Pech. Wer im Saarland studiert, bessere Karten. Dass der Staat sich mit 150 Euro im Monat beteiligt, wirkt fast wie ein Feigenblatt. Wenn Exzellenz wirklich gefördert werden soll, braucht es keine Alibi-Stipendien – sondern ein System, das Leistung gerecht und flächendeckend anerkennt.




OZD-Analyse

1. Soziale Reichweite – Anspruch vs. Wirklichkeit
a) Offizielles Ziel: Förderung unabhängig vom Einkommen.
– Das Deutschlandstipendium soll Begabtenförderung leisten, unabhängig von Herkunft.
– Theoretisch können sich alle bewerben – in der Praxis profitieren vor allem Studierende aus bildungsnahen Haushalten.

b) Studien zeigen Selektivität.
– Mehrere Erhebungen weisen darauf hin, dass Akademikerkinder überproportional häufig ein Deutschlandstipendium erhalten.
– Gründe: besserer Zugang zu Informationen, größere Selbstsicherheit im Bewerbungsprozess, oft auch bessere formale Leistungen.

c) Förderquote gering – kaum systemrelevant.
– Mit 1,2 Prozent Förderquote bleibt das Deutschlandstipendium für die breite Masse der Studierenden irrelevant.
– Die Förderung kommt punktuell an – statt flächendeckend Exzellenz zu fördern.

2. Kritik an der Abhängigkeit von privaten Mitteln
a) Ungleichheit zwischen Hochschulstandorten.
– Hochschulen in wirtschaftsstarken Regionen (z. B. München, Frankfurt, Hamburg) werben deutlich mehr private Mittel ein.
– Hochschulen in strukturschwachen Regionen (z. B. Thüringen, Sachsen-Anhalt) hinken hinterher.

b) Kein verlässlicher Finanzierungsrahmen.
– Private Förderer können jährlich abspringen – das erschwert Planbarkeit.
– Förderzusagen sind oft nur befristet, selten institutionell abgesichert.

c) Symbolische Wirkung, aber geringe Durchschlagskraft.
– Viele Hochschulen nutzen das Stipendium eher als Imageinstrument, nicht als systematische Nachwuchsförderung.
– Für die Politik ist das Programm ein Vorzeigeprojekt, das aber die realen Probleme der Studienfinanzierung kaum löst.

3. Reformvorschläge aus Bildung und Wissenschaft
a) Ausweitung der staatlichen Finanzierung.
– Mehr öffentliche Mittel würden das Programm entpolitisieren und stabilisieren.
– Beispielvorschlag: Stipendium zu 100 % aus dem Bundeshaushalt, privat optional ergänzbar.

b) Stärkere soziale Öffnung.
– Kombimodelle mit sozialen Kriterien (wie beim BAföG) könnten faire Chancen sichern.
– Diversitätsquoten oder gezielte Förderung für „First Generation Students“ als Anreiz.

c) Einbindung ins BAföG-System oder Ersatz durch leistungsorientierte Komponenten.
– Kritiker fordern, das Deutschlandstipendium zu integrieren, statt es parallel zum BAföG zu führen.
– Vorschlag: leistungsabhängiger Zuschlag zum BAföG für besonders erfolgreiche Studierende.




OZD-ZDF

1. Entwicklung des Deutschlandstipendiums 2024
a) Wachstum um fünf Prozent gegenüber 2023.
– 33.000 Studierende gefördert (Vorjahr: ~31.400).
– Anteil an Gesamtstudierenden: 1,2 Prozent.
b) Erhöhung der privaten Mittel.
– 34 Mio. Euro von Unternehmen und Stiftungen.
– Anstieg um 2,6 Prozent.

2. Finanzierung und Struktur
a) 300 Euro monatlich, je zur Hälfte finanziert.
– 150 Euro Bund, 150 Euro private Geldgeber.
– Förderung unabhängig vom Einkommen.
b) Förderzeitraum: zwei Semester, Verlängerung möglich.
– Bewerbung über Hochschulen, Auswahl nach Leistung und Potenzial.

3. Regionale Unterschiede
a) Spitzenreiter: Saarland (1,9 %).
– Starke Vernetzung mit regionaler Wirtschaft.
b) Schlusslicht: Thüringen (0,5 %).
– Weniger private Geldgeber, strukturelle Benachteiligung.
– Hochschulen oft mit weniger Ressourcen zur Mittelakquise.

4. Kritikpunkte am System
a) Geringe Reichweite trotz positivem Image.
– Über 98 % der Studierenden gehen leer aus.
– Symbolpolitik statt Breitenförderung?
b) Hohe Abhängigkeit von privaten Mitteln.
– Finanzierung nicht planbar.
– Risiko sozialer Selektivität bei Förderstrukturen.



Was ist das Deutschlandstipendium?
Das Deutschlandstipendium ist ein nationales Förderprogramm, das leistungsstarke Studierende mit 300 Euro monatlich unterstützt. Die Hälfte übernimmt der Bund, die andere private Förderer. Es wird unabhängig vom Einkommen vergeben und seit 2011 ausgezahlt.


Warum wird es nur an 1,2 Prozent der Studierenden vergeben?
Die begrenzte Anzahl liegt an der teilweisen Finanzierung durch private Mittel. Hochschulen müssen diese selbst einwerben. Das begrenzt die Reichweite, vor allem an kleineren Standorten ohne starke Partner.


Was fordern Bildungsverbände?

Organisationen wie das Deutsche Studentenwerk und GEW fordern seit Jahren eine breitenwirksamere, gerechtere Studienfinanzierung. Das Deutschlandstipendium sei symbolisch, aber ineffizient – sie plädieren für ein leistungsunabhängiges Grundstipendium, kombiniert mit bedarfsorientierter Förderung.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.



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