Das Gondelunglück von Horb am Neckar ist eine menschliche Tragödie – drei Arbeiter verloren ihr Leben bei einem Sturz aus großer Höhe. Nun liefern die Ermittler erste Erkenntnisse: Ein verhängnisvoller Kontakt zwischen dem tragenden Stahlseil der Gondel und querlaufenden Drahtseilen führte offenbar zum Reißen des Seils. Es ist ein technisches Versagen – möglicherweise aber auch ein Organisations- und Aufsichtsversagen.
Noch sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Aber schon jetzt drängt sich die Frage auf, wie es zu einer derart katastrophalen Kollision technischer Komponenten kommen konnte. Gondelsysteme für Baustellen sind keine Experimente – ihre Sicherheit muss gewährleistet und ständig überprüft sein. Dass es in einem Land wie Deutschland, mit höchsten Standards im Arbeitsschutz, zu einem solchen Unglück kommt, ist alarmierend.
Besonders bitter: Die Opfer waren Männer mitten im Berufsleben – zwischen 40 und 46 Jahre alt. Ihr Tod lässt Familien, Kolleginnen und Kollegen erschüttert zurück. Und er wirft ein Licht auf ein oft unterschätztes Thema: die Gefahren auf Baustellen. Denn trotz aller Vorschriften bleiben sie Hochrisikozonen – vor allem, wenn Technik versagt oder Sicherheitsvorkehrungen nicht konsequent umgesetzt werden.
Jetzt braucht es lückenlose Aufklärung. Die Ermittlungen müssen nicht nur rekonstruieren, was technisch schiefgelaufen ist – sie müssen auch die Verantwortlichkeiten offenlegen. Wer war zuständig für die Wartung? Wurden Sicherheitsprüfungen ordnungsgemäß durchgeführt? Gab es Hinweise auf mögliche Gefahrenquellen, die ignoriert wurden?
Die öffentliche Aufmerksamkeit für Arbeitsunfälle dieser Art ist oft nur von kurzer Dauer. Doch jeder dieser Unfälle ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie fragil die Sicherheit im Berufsalltag sein kann – und wie wichtig es ist, Standards nicht nur auf dem Papier, sondern auf der Baustelle durchzusetzen.
OZD
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Bild: AFP