Der jüngste Gefangenenaustausch zwischen Kiew und Moskau ist ein seltenes Zeichen von Dialog in einem sonst erbarmungslosen Krieg. Dass beide Seiten je 1000 Gefangene freiließen, ist ein humanitärer Fortschritt – und das erste greifbare Ergebnis direkter Gespräche seit drei Jahren. Die Bilder erschöpfter Ukrainer, die ihre Angehörigen umarmen, geben dem Konflikt ein menschliches Gesicht.
Doch diese Geste des Austauschs steht in krassem Widerspruch zu den gleichzeitigen massiven russischen Angriffen auf die Ukraine. Mit über 350 Raketen und Drohnen attackierte Russland Städte, tötete Zivilisten, darunter Kinder. Die gezielte Eskalation macht deutlich: Moskau verfolgt unbeirrt seine militärischen Ziele, ungeachtet aller diplomatischen Initiativen.
Selenskyjs Appell an den Westen, den Druck auf den Kreml zu erhöhen, ist verständlich. Denn solange Putins Maximalforderungen – einschließlich Gebietsansprüchen und NATO-Verzicht – bestehen bleiben, sind echte Friedensverhandlungen kaum vorstellbar.
Die internationale Gemeinschaft muss sich fragen, wie lange sie zusehen will, wie ein symbolischer Schritt der Verständigung – wie der Gefangenenaustausch – von einer Welle der Gewalt überrollt wird. Worte reichen nicht mehr. Es braucht klare, gemeinsame Konsequenzen.
OZD
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