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Israel: Iran stand kurz vor der Atombombe

Laut Israels Armee näherte sich der Iran „einer unumkehrbaren Schwelle“ beim Bau von Atomwaffen. Die Angriffe auf iranische Ziele sollten eine „dreifache Bedrohung“ neutralisieren, darunter heimliche Anreicherungsprogramme und ballistische Raketen.

Die israelische Armee hat ihren Angriff auf iranische Atom- und Militäranlagen mit brisanten Geheimdiensterkenntnissen begründet. Demnach habe sich das iranische Atomprogramm in den vergangenen Monaten einem „Punkt ohne Wiederkehr“ genähert. Wie Armeesprecher Effie Defrin am Freitag erklärte, sei Teheran mittlerweile in der Lage, Uran auf militärisches Niveau anzureichern – ein Schritt, der dem iranischen Regime binnen kürzester Zeit die Herstellung einer funktionstüchtigen Atomwaffe ermögliche.

Die Luftangriffe Israels in der Nacht zum Freitag richteten sich gegen zahlreiche Ziele in der Hauptstadt Teheran sowie gegen die Atomanlage Natans. Dabei sollen laut iranischen Medienberichten auch hochrangige Militärs wie Armeechef Mohammed Bagheri und der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hossein Salami, getötet worden sein. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von einem „sehr erfolgreichen“ Präventivschlag gegen das „Herz“ des iranischen Atom- und Raketenprogramms.

Defrin sagte, Israel sehe sich mit einer dreifachen Bedrohung durch das iranische Regime konfrontiert. Neben dem geheimen Atomprogramm arbeite der Iran „systematisch an einer massiven Ausweitung seines Arsenals ballistischer Raketen“. Zudem unterhalte und steuere Teheran ein Netzwerk von Stellvertreter-Milizen in der gesamten Region, darunter die Hisbollah im Libanon, die Huthis im Jemen sowie islamistische Gruppen im Irak und Gazastreifen.

Ziel des israelischen Militäreinsatzes sei „die Beseitigung dieser Bedrohungen“, so Defrin weiter. Man habe Luftabwehrsysteme im Iran beschädigt und „führende Wissenschaftler“ identifiziert, die in einem geheimen Atomwaffenprogramm tätig seien. Die Luftangriffe auf Natans und weitere Einrichtungen zielten demnach auch auf diese Strukturen.

Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem historischen Wendepunkt. Der Iran sei „mehr denn je entschlossen, seine Vision der Zerstörung Israels zu verwirklichen“. Geheimdienstmaterial belege einen konkreten Plan zur Vernichtung des jüdischen Staates, weshalb „keine andere Wahl“ geblieben sei.

Ein Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hatte Ende Mai bestätigt, dass Teheran seine Vorräte an auf 60 Prozent angereichertem Uran in kurzer Zeit erheblich erhöht habe. Für den Bau einer Atombombe wird ein Anreicherungsgrad von etwa 90 Prozent benötigt. Der Iran bestreitet seit Jahren, an Atomwaffen zu arbeiten – die israelische Regierung bezweifelt dies.

OZD

OZD-Kommentar
Die Rhetorik war lange schrill – nun sind die Bomben gefallen. Israels Schlag gegen das iranische Atomprogramm ist mehr als ein symbolischer Akt: Es ist ein klarer Bruch mit der bisherigen Eindämmungspolitik. Die Begründung mit einer „unumkehrbaren Schwelle“ offenbart die tiefe Nervosität im israelischen Sicherheitsapparat – und das Vertrauen in Diplomatie scheint endgültig erodiert.

Die Offenlegung geheimer Nuklearaktivitäten durch Israel ist ein Akt dramatischer Eskalation. Es geht längst nicht mehr nur um eine Atomanlage – sondern um ein Netz aus verdeckten Plänen, getarnten Wissenschaftlern und strategischen Allianzen des Iran mit Milizen, die längst entlang der israelischen Grenzen operieren.

Doch mit jedem Präventivschlag steigt die Gefahr eines Gegenschlags. Chamenei hat bereits Konsequenzen angekündigt, die Revolutionsgarden drohen mit blutiger Vergeltung, und Israels Führung beschwört die eigene Existenz. Der Konflikt hat eine Schwelle überschritten – vielleicht ist es nicht nur die der Urananreicherung, sondern die zur offenen Konfrontation im gesamten Nahen Osten.

OZD-Analyse
1. Israels Bedrohungsanalyse in drei Ebenen:
a) Atomprogramm:
– Geheimes Programm zur Entwicklung einer Atombombe
– Urananreicherung auf militärisches Niveau
– Einsatz führender Wissenschaftler laut Geheimdienst

b) Raketenprogramm:
– Produktion tausender ballistischer Raketen
– Pläne zur Vervielfachung der Raketenarsenale
– Bedrohung für Städte und Infrastruktur in Israel

c) Milizen & Stellvertreter:
– Hisbollah, Hamas, Huthis und weitere vom Iran unterstützte Gruppen
– Koordinierter Angriff über mehrere Fronten denkbar
– Kontrolle Teherans über „Achse des Widerstands“

2. Israels Strategie:
– Präventivschlag zur Schwächung von Atomanlagen und Kommandozentralen
– Beseitigung wissenschaftlicher Schlüsselpersonen
– Zerstörung von Luftabwehr zur Vorbereitung weiterer Einsätze

3. Internationale Dimension:
– IAEA-Bericht stützt israelische Befürchtungen
– USA bislang zurückhaltend, aber zunehmend involviert
– Risiko einer regionalen Eskalation mit globalen Folgen

Erklärungen:
Was ist die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA)?
Die IAEA ist eine UNO-Sonderorganisation mit Sitz in Wien, die weltweit die zivile Nutzung der Atomenergie überwacht. Ihre Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass nukleare Materialien nicht für militärische Zwecke verwendet werden. Die IAEA veröffentlicht regelmäßig Berichte über den Stand der Atomprogramme ihrer Mitgliedsstaaten.

Was ist die „Achse des Widerstands“?
Die „Achse des Widerstands“ ist ein vom Iran gesteuertes Bündnis schiitischer und islamistischer Gruppen, das sich gegen den Westen und insbesondere Israel richtet. Zu ihr gehören unter anderem die Hisbollah (Libanon), die Huthis (Jemen), die Hamas (Gazastreifen) und Milizen im Irak. Ziel ist die politische und militärische Schwächung Israels.



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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.