Mit leidenschaftlicher Rhetorik und mutigen Ansagen hat sich Miron Muslic als neuer Cheftrainer des FC Schalke 04 vorgestellt. „Ich hatte richtig Bock auf Schalke“, sagte der 42-Jährige am Freitag bei seiner Vorstellung – und legte damit den Ton für seine Amtszeit fest. Muslic, zuletzt Trainer des englischen Zweitligisten Plymouth Argyle, sieht sich als Antreiber einer neuen Dynamik in Gelsenkirchen: „Ich will die Leute wieder mitnehmen.“
Sein Vertrag läuft bis 2027. Doch die Herausforderung ist gewaltig. Schalke beendete die vergangene Saison auf einem enttäuschenden 14. Platz. Und Muslic ist bereits der 37. Trainer seit dem Jahr 2000 – ein Rekord, der für die Ruhelosigkeit des Traditionsklubs steht. Der Österreicher mit bosnischen Wurzeln nimmt das mit Humor: „Der Stuhl ist auch ziemlich unbequem“, scherzte er – wohlwissend, wie schnell dieser bei Misserfolg wieder leer sein kann.
Sportvorstand Frank Baumann beschreibt den neuen Trainer als "inspirierend, aktiv, begeisternd". Muslic selbst kündigt einen „aktiven Stil“ und ein Spiel „über Aggressivität und Intensität“ an. Dass er sich mit Schalke identifiziert, wird bei jedem Satz deutlich. Sein persönlicher Hintergrund passt zur Malocher-Mentalität des Ruhrgebiets: „Ich musste mir alles hart erarbeiten. Diese Unbeugsamkeit – das ist Schalke.“
Muslic war nicht die erste Wahl. Namen wie Christian Titz, Markus Anfang oder Lukas Kwasniok kursierten. Doch letztlich entschied sich der Verein für den Mann, der sich selbst als „Menschen-Mensch“ bezeichnet. Direktor Youri Mulder schwärmt: „Miron ist einer, der emotional versteht, was Schalke bedeutet.“
Der neue Hoffnungsträger weiß, was er an Schalke hat – und was Schalke von ihm verlangt. Am Samstag leitet er das erste Training. Der Druck ist groß, die Erwartungen noch größer. Aber Muslic zeigt: Er ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Schalke ist wieder wachgeküsst – zumindest für den Moment.
OZD
OZD-Kommentar
Wieder ein neuer Trainer, wieder große Worte – und wieder Hoffnung auf Schalke. Miron Muslic steht vor der wohl größten Herausforderung seines Lebens. Die Frage ist nicht, ob er motiviert ist. Die Frage ist: Wie lange lässt man ihn machen? Schalke verbrennt seit Jahren Trainer am Fließband, die Auswechselbank gleicht einem Schleudersitz mit Timer. Dass Muslic auf „Aggressivität und Intensität“ setzt, ist lobenswert – aber auf Schalke verpuffen solche Schlagworte allzu oft im Nebel aus Unruhe und Erwartungsdruck. Seine persönliche Geschichte mag zum Klub passen, doch sie wird keine Punkte holen. Der Kader ist in Teilen überfordert, die Struktur fragil. Sollte der Saisonstart misslingen, wird auch dieser "Menschen-Mensch" schneller als gedacht zur nächsten Personalie auf der langen Liste der Gescheiterten. Schalke braucht nicht nur Emotion, sondern endlich Stabilität.
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OZD-Analyse
1. Die Verpflichtung Muslics: Hoffnungsträger trotz Skepsis
a) Nicht erste Wahl – aber entschlossene Entscheidung
– Kandidaten wie Titz und Kwasniok vorher gehandelt
– Muslic bat selbst um Vertragsauflösung bei Plymouth
b) Ein Trainer mit klarer Identität
– „Aggressivität“, „Intensität“, „aktive Spielweise“
– Verkörpert Ruhrpott-Mentalität – passt zur DNA Schalkes
2. Ausgangslage beim FC Schalke 04
a) Sportliche Bilanz der Vorsaison enttäuschend
– Nur Platz 14 in der 2. Liga
– Verunsicherter Kader, fehlende Struktur
b) Historisch instabil auf der Trainerbank
– 37 Trainer seit 2000 – kaum nachhaltige Projekte
– Interner Druck enorm, Umfeld schnell ungeduldig
3. Perspektiven und Risiken unter Muslic
a) Neue Impulse durch emotionale Ansprache
– Bindung zur Fanbasis soll gestärkt werden
– „Unbeugsamkeit“ als verbindendes Element
b) Gefahr der schnellen Ernüchterung
– Schalke fordert kurzfristigen Erfolg
– Muslic muss Team mental und taktisch stabilisieren
Wer ist Miron Muslic?
Miron Muslic ist ein 42-jähriger Fußballtrainer aus Österreich mit bosnischen Wurzeln. Nach Stationen als Co- und Cheftrainer in Österreich und zuletzt beim englischen Klub Plymouth Argyle bringt er internationale Erfahrung mit. Er gilt als leidenschaftlicher Motivator mit betont aktiver Spielphilosophie. Muslic betont, dass sein persönlicher Aufstieg durch harte Arbeit stark mit den Werten des Ruhrgebiets verbunden sei. Schalke sieht er als "Giganten des deutschen Fußballs" – eine Herausforderung, die er mit Überzeugung annimmt.