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Wälder in Sachsen brennen

Ein Waldbrand in der Gohrischheide hält Sachsen weiter in Atem. Über 300 Einsatzkräfte kämpfen gegen die Flammen, eine Bundeswehrkaserne ist bedroht, Evakuierungen laufen.

Ein verheerender Waldbrand in der sächsischen Gohrischheide bei Zeithain hat sich bis in die Nacht zu Freitag weiter ausgebreitet und sorgt für dramatische Szenen in der Region. Mehr als 300 Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und weiterer Organisationen versuchten, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Besonders brisant: Die Flammen bedrohten eine Bundeswehrkaserne – eine Ausbreitung in diese Richtung konnte nach Angaben des Landratsamts Meißen bislang verhindert werden.

Der Brand war bereits am Dienstag in dem schwer zugänglichen Naturschutzgebiet ausgebrochen, das einst als Truppen übungsplatz genutzt wurde. Neben der Nähe zu bewohnten Ortschaften erschweren auch Munitionsaltlasten im Boden die Löscharbeiten massiv – es besteht Explosionsgefahr. Ein Bundeswehrhubschrauber soll ab Freitagmorgen zur Luftunterstützung eingesetzt werden, zusätzlich ist ein Wasserwerfer der Polizei im Einsatz. Der Landkreis Meißen hatte am Donnerstag Katastrophenalarm ausgelöst und die Einsatzleitung übernommen.

Am Mittwoch und Donnerstag mussten mehrere Ortsteile evakuiert werden. Während die Bewohner von Neudorf am Donnerstag zurückkehren durften, bleibt der Ortsteil Heidehäuser weiter gesperrt. Betroffen sind auch rund 40 Menschen aus einer dort ansässigen Behindertenwohnstätte, die in Sicherheit gebracht wurden.

Auch im angrenzenden Brandenburg griffen die Flammen auf kleinere Waldstücke über. Die Wetterbedingungen mit Trockenheit und auffrischendem Wind lassen befürchten, dass sich die Situation weiter verschärfen könnte. Die Behörden appellieren an die Bevölkerung, die betroffenen Gebiete zu meiden und sich strikt an die Anweisungen zu halten.


OZD-Kommentar:
Es brennt in Deutschland – und zwar nicht nur metaphorisch. Der Waldbrand in der Gohrischheide zeigt, wie verletzlich unsere Landschaft und Infrastruktur geworden sind. Naturschutzgebiete, einstige Truppen übungsplätze, Munitionsreste im Boden: eine hochexplosive Mischung, die sich buchstäblich entlädt. Dass ausgerechnet eine Bundeswehrkaserne in Gefahr gerät, ist ein fatales Symbol für die fehlende Vorsorge des Staates. Warum brennt es immer wieder an den gleichen Orten? Warum sind Munitionsaltlasten 30 Jahre nach der Wende noch immer im Boden? Warum gibt es keine flächendeckenden Frühwarnsysteme für solche Regionen? Die Klimakrise befeuert solche Brände, aber politisches Versagen macht sie zur Katastrophe. Die Feuerwehren kämpfen – die Politik schweigt. Das darf so nicht bleiben.


OZD-Analyse
1. Der Brand und seine Gefahren:
a) Ausbruch: Dienstag in der Gohrischheide, einem Naturschutzgebiet mit Altlasten.
– Über 300 Einsatzkräfte im Einsatz, darunter Feuerwehr, THW, Polizei und Bundeswehr.
– Katastrophenalarm am Donnerstag ausgelöst.

b) Evakuierungen: Ortsteil Heidehäuser weiterhin evakuiert – auch Behinderteneinrichtungen betroffen.
– Neudorf durfte zurückkehren, Situation bleibt angespannt.

2. Brandbekämpfung erschwert:
a) Munitionsaltlasten aus der Zeit des Truppen übungsplatzes verhindern gezielte Bodenaktionen.
– Explosionsgefahr für Einsatzkräfte, gefährliche Verzögerungen bei Löscharbeiten.
– Unterstützung aus der Luft wird entscheidend: Hubschrauber der Bundeswehr und Polizei-Wasserwerfer im Einsatz.

b) Natur, Infrastruktur und Bevölkerung bedroht.
– Bundeswehrkaserne in unmittelbarer Nähe.
– Feuer griff zeitweise auf Brandenburg über – länderübergreifende Koordination notwendig.

3. Politische und klimatische Dimension:
a) Der Klimawandel erhöht Waldbrandrisiken auch in Deutschland.
– Trockenheit, Hitzewellen und Wind sorgen für rasche Ausbreitung.
– Fragen zur politischen und infrastrukturellen Vorbereitung stehen im Raum.

b) Altlasten in Wäldern stellen neue, unterschätzte Risiken dar.
– Jahrzehntelange Vernachlässigung der Altmunition rächt sich.
– Forderungen nach systematischer Räumung und Investition in Brandprävention werden lauter.


Was ist die Gohrischheide?
Die Gohrischheide ist ein etwa 6000 Hektar großes Naturschutzgebiet in Sachsen, nahe der Elbe und der Gemeinden Zeithain und Wülknitz. Die Region war jahrzehntelang Truppen übungsplatz und ist bis heute mit Munitionsresten belastet. Durch ihre seltenen Trockenrasen, Wälder und Heideflächen ist sie ökologisch bedeutsam – aber in heißen Sommern auch hochgradig brandgefährdet.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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