Donald Trump zeigt sich „sehr unglücklich“ über sein Telefonat mit Wladimir Putin – ein Satz, der angesichts der schwersten russischen Angriffe auf die Ukraine seit Kriegsbeginn fast zynisch wirkt. Zwar spricht der US-Präsident nun offen über mögliche neue Sanktionen gegen Moskau, doch wie glaubwürdig ist diese Kehrtwende?
Fast sechs Monate nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat Trump bislang jede spürbare Strafmaßnahme gegen Russland vermieden. Stattdessen setzte er auf eine eigenwillige Russland-Annäherung und hielt Abstand zur Ukraine. Seine neuerliche Rhetorik wirkt daher eher wie ein Versuch der Schadensbegrenzung als Ausdruck konsequenter Außenpolitik. Dass nach seinem jüngsten Telefonat mit Putin keine Fortschritte erzielt wurden, kommt wenig überraschend – umso mehr, da Russland im direkten Anschluss massiv zuschlug.
Mit Blick auf Putins Kriegsstrategie sagte Trump, dieser wolle „einfach weiter Menschen töten“. Die Worte sind deutlich – aber bleiben folgenlos. Sanktionen könnten „kommen“, so Trump, ohne einen klaren Zeitplan, Umfang oder konkrete Maßnahmen zu nennen. Das ist wenig tröstlich für die Ukraine, deren Bevölkerung in der Nacht erneut Opfer tödlicher Angriffe wurde.
Trumps paralleles Gespräch mit Präsident Selenskyj wirkte taktisch motiviert. „Sehr strategisch“ sei es gewesen, so Trump – doch auch hier fehlten substanzielle Aussagen. Dass er eine Lieferung von Patriot-Raketen nicht zusagte, obwohl Bundeskanzler Friedrich Merz deren Notwendigkeit betonte, nährt die Zweifel an Trumps Engagement für die Ukraine.
Während Kiew um seine Verteidigungsmöglichkeiten kämpft, bleibt Trumps Haltung gegenüber Russland widersprüchlich – verbal scharf, praktisch zögerlich. Ein Kurs, der bei vielen Beobachtern Unverständnis auslöst und die internationale Glaubwürdigkeit der USA auf die Probe stellt.
OZD
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Bild: AFP