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Nach Trump-Putin-Telefonat: Moskau feuert immer mehr - Kommentar: Kein Ende in Sicht

Die Ukraine steht erneut unter schwerem Beschuss: In der Nacht feuert Russland nach ukrainischen Angaben 550 Drohnen und Raketen ab. Die Angriffe folgen unmittelbar auf ein Telefonat zwischen Trump und Putin – und werden als klares Signal der Härte gewertet.

Die Nacht zum Freitag brachte der Ukraine eine neue Welle der Gewalt: Nach Angaben der ukrainischen Armee feuerte Russland insgesamt 550 Drohnen und Raketen auf das Land ab. Von den 539 Drohnen konnten 268 abgefangen werden, bei den elf Raketen wurden zwei zerstört. Die Angriffe richteten sich auf verschiedene Regionen und sorgten landesweit für Alarmbereitschaft.

Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha sieht in der Angriffswelle ein eindeutiges Zeichen: „Gleich nachdem Putin mit Präsident Trump gesprochen hat, gehen die Angriffe unvermindert weiter. Das zeigt die völlige Missachtung der USA und aller, die ein Ende des Krieges fordern.“ Sybiha wertet die Eskalation als bewusste Provokation Moskaus – und als Absage an jede Friedensinitiative.

Die Angriffe unterstreichen die dramatische Lage an der Front: Während internationale Vermittlungsversuche laufen, setzt Russland weiter auf militärische Härte. Die ukrainische Armee bleibt trotz der massiven Belastung standhaft – doch die Zahl und Intensität der Angriffe nehmen weiter zu. ozd


Kommentar: Kein Ende in Sicht

Wieder einmal heulen in der Ukraine die Sirenen, wieder einmal erschüttern Explosionen Städte und Dörfer. 550 Drohnen und Raketen in einer einzigen Nacht – das ist mehr als eine Zahl, das ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die auf ein Ende des Krieges hoffen. Und es ist ein bitteres Zeichen: Ein baldiges Ende dieses Konflikts ist nicht in Sicht.

Die Welt schaut zu, verhandelt, telefoniert, mahnt zur Vernunft – doch auf dem Schlachtfeld zählt nur die nächste Welle der Gewalt. Das Telefonat zwischen Trump und Putin? Kaum verklungen, schon folgt die nächste Eskalation. Moskau demonstriert, dass es keine Rücksicht nimmt, weder auf diplomatische Bemühungen noch auf das Leid der Menschen.

Die Ukraine hält stand, doch der Preis ist hoch: Zerstörung, Angst und eine Bevölkerung, die Tag für Tag um ihr Leben fürchten muss. Die internationale Gemeinschaft scheint machtlos, die Fronten sind verhärtet, die Hoffnung auf Frieden wird mit jedem Angriff kleiner.

Kein Ende in Sicht – das ist die bittere Realität. Und sie mahnt: Wer Frieden will, darf nicht nur zuschauen und hoffen. Es braucht mehr Mut, mehr Entschlossenheit und vielleicht auch neue Wege, um diesen Krieg zu beenden. Bis dahin bleibt nur die Hoffnung – und die Gewissheit, dass jeder Tag ohne Frieden ein Tag zu viel ist. ozd 


OZD-Analyse

Das anhaltende Konfliktgeschehen in der Ukraine hat gravierende Auswirkungen auf die europäische Sicherheit und markiert eine tiefgreifende Zäsur für die gesamte europäische Sicherheitsarchitektur.

1. Erosion der europäischen Friedensordnung:
Der russische Angriff auf die Ukraine stellt einen fundamentalen Bruch mit den Prinzipien der Nachkriegsordnung dar. Die territoriale Integrität und Souveränität von Staaten wird offen infrage gestellt. Damit ist die Zeit relativer Sicherheit und Stabilität in Europa, wie sie nach dem Kalten Krieg herrschte, vorbei. Der Krieg gilt als „dunkelste Stunde Europas seit dem Zweiten Weltkrieg“ und hat die Rückkehr großflächiger militärischer Gewalt auf den Kontinent gebracht.

2. Steigende militärische Bedrohung und Aufrüstungsdruck:
Russland wird von westlichen Analysten und Politikern wieder als reale Bedrohung für Europa wahrgenommen. Die Gefahr eines Übergreifens des Konflikts – etwa auf das Baltikum oder Polen – wird nicht ausgeschlossen. Als Reaktion erhöhen zahlreiche EU-Staaten, darunter auch Deutschland, massiv ihre Verteidigungsausgaben und investieren in militärische Fähigkeiten, um glaubhafte Abschreckung zu gewährleisten und auf einen möglichen Ernstfall vorbereitet zu sein.

3. Hybride Kriegsführung und permanente Destabilisierung:
Der Konflikt ist geprägt von hybriden Bedrohungen: Neben klassischen militärischen Operationen kommen Cyberangriffe, Desinformation, wirtschaftlicher Druck und politische Destabilisierung zum Einsatz. Diese „Verschleierung auf mehreren Ebenen“ sorgt für eine dauerhafte Unsicherheit und erschwert eine klare Reaktion der westlichen Staaten.

4. Schwächung und Anpassungsdruck für die europäische Sicherheitsarchitektur:
Die bestehenden Strukturen kollektiver Sicherheit – etwa die OSZE oder das Minsker Abkommen – wurden durch den russischen Angriff und die Annexion ukrainischer Gebiete ausgehöhlt. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen ihre Sicherheits- und Verteidigungspolitik neu ausrichten, da die jahrzehntelange transatlantische Partnerschaft mit den USA unter Druck steht und Europa mehr Eigenverantwortung übernehmen muss.

5. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen:
Neben sicherheitspolitischen Risiken hat der Krieg massive wirtschaftliche Auswirkungen: Energiepreise, Inflation und Unsicherheit belasten Wirtschaft und Gesellschaft in Europa zusätzlich.

Fazit:
Der Ukraine-Krieg hat die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert. Europa steht vor der Herausforderung, seine Verteidigungsfähigkeit zu stärken, auf hybride Bedrohungen zu reagieren und die eigene sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit auszubauen. Ein rasches Ende des Konflikts ist nicht in Sicht – die Gefahr bleibt real und erfordert langfristige strategische Anpassungen.



Erklärungen

Wer ist Andrij Sybiha?
Andrij Sybiha ist seit 2024 Außenminister der Ukraine. Zuvor war er langjähriger Diplomat und enger außenpolitischer Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Als Karrierediplomat mit Erfahrung im westlichen Ausland setzt er sich für einen klar prowestlichen Kurs und die Nato-Integration seines Landes ein. Er gilt als einer der schärfsten Kritiker der russischen Außenpolitik im ukrainischen Kabinett.



Drohnenangriffe: Unbemannte Flugkörper, die für Aufklärung oder als Waffe eingesetzt werden.

Raketenangriffe: Lenkwaffen, die gezielt auf militärische oder zivile Ziele abgefeuert werden.

Abfangen: Zerstörung oder Unschädlichmachung von Drohnen und Raketen durch die Luftabwehr.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild afp