Wenn Donald Trump einen Politiker als „stark“ und „klug“ lobt, ist Vorsicht geboten. Denn wer in den Kosmos des Ex-Präsidenten eintritt, bekommt selten ein Kompliment ohne Kalkül. Dass ausgerechnet Friedrich Merz nun als „sehr guter Mann“ bezeichnet wird, nachdem man sich über Waffenlieferungen an die Ukraine unterhalten hat, ist bemerkenswert – und beunruhigend.
Trump, der außenpolitisch erratisch, innenpolitisch autoritär und demokratieverachtend agiert hat, ist nicht der Maßstab, an dem sich ein deutscher Kanzler messen sollte. Dass Merz diesen Kontakt sucht, ist verständlich – transatlantische Beziehungen bleiben essenziell. Aber dass das Ergebnis ein demonstratives Lob von Trump ist, wirkt mindestens unglücklich. Es hinterlässt den Eindruck, als suche Merz Nähe zu jemandem, der die Fundamente westlicher Werteordnung selbst untergräbt.
Gerade im Kontext der Ukraine-Politik ist diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt – und Distanz zu denen, die Europas Sicherheit zur Verhandlungsmasse machen. Merz betont, die Ukraine müsse geschützt werden. Trump hat genau diesen Schutz in der Vergangenheit infrage gestellt – und tut es implizit noch immer. Wer sich in diesem Umfeld als „starker Kerl“ feiern lässt, riskiert, vereinnahmt zu werden.
Trump lobt nicht aus Sympathie, sondern aus Kalkül. Wer ihm gefällt, passt in sein Spiel. Die deutsche Außenpolitik – und ihre Integrität – sollte sich davon nicht zum Spielball machen lassen.
OZD
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Bild: AFP