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Rückgang mit Fragezeichen (Kommentar)

Die Zahl der Asylanträge sinkt deutlich – ein politischer Erfolg? Die Ursachen sind vielfältig, die Konsequenzen noch offen.

Der Rückgang der Asylanträge in Deutschland um 43 Prozent im ersten Halbjahr 2025 ist markant. Zum ersten Mal seit Jahren steht Deutschland nicht mehr an der Spitze der EU-Aufnahmeländer. In Spanien und Frankreich stellten mehr Menschen einen Asylantrag. Das ist ein Bruch mit der Entwicklung der letzten Jahre – und wird von politischer Seite schnell als Erfolg gedeutet.

Tatsächlich spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle: Saisonale Schwankungen, verstärkte Grenzkontrollen durch Frontex, aber auch neue Migrationsabkommen mit nordafrikanischen Staaten dürften den Rückgang beeinflusst haben. Solche Abkommen bleiben jedoch oft umstritten – rechtlich wie moralisch.

Zudem zeigt der Blick auf die Herkunftsländer – vor allem Afghanistan, Syrien und die Türkei – dass Fluchtursachen fortbestehen. Die Not der Menschen ist nicht verschwunden, sie wird nur zunehmend aus dem EU-Raum ferngehalten.

Der Rückgang der Zahlen kann entlasten, etwa bei Unterbringung oder Verwaltung. Doch er darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Europa weiterhin vor einer gemeinsamen Verantwortung steht. Migration politisch zu steuern ist legitim – doch Schutzbedürftigen den Zugang zu verwehren, darf nicht zur neuen Norm werden.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP