Es war ein Moment für die Geschichtsbücher – und einer, der wie gemalt zu dieser Spielerin passt. Vivianne Miedema, lange Zeit das Gesicht des niederländischen Frauenfußballs, machte mit ihrem Treffer zum 1:0 gegen Wales die 100 voll. Kein Elfmeter, keine Show – einfach ein Tor aus dem Spiel heraus, wie so viele ihrer bisherigen. Wer sie kennt, weiß: Genau so wollte sie es.
Dass dieser historische Treffer ausgerechnet beim EM-Auftakt gelingt, macht ihn doppelt wertvoll. Denn die Partie gegen Wales war keine Selbstverständlichkeit – zumindest eine Halbzeit lang bot der mutige Turnierdebütant Paroli. Erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erlöste Miedema Oranje, ehe Pelova und Brugts schnell für klare Verhältnisse sorgten.
Doch so eindrucksvoll der 3:0-Sieg auch erscheint: Er war vor allem Pflicht. Mit England und Frankreich warten in dieser Hammergruppe Gegner, gegen die mehr als Tempo und individuelle Klasse gefragt sein wird. Dort wird sich zeigen, ob Bondscoach Andries Jonker seinem Team in seinem letzten Turnier noch das nötige taktische Rüstzeug mitgeben kann. Die jüngste 0:4-Lehrstunde gegen Deutschland in der Nations League sitzt tief – auch wenn Miedema da noch fehlte.
Und eben jene Miedema ist jetzt nicht nur sportlich, sondern auch emotional das Zentrum dieses Teams. Nach schwerer Verletzungspause ist sie wieder da – und wie. Ihre Präsenz, ihre Ruhe, ihre Effizienz: All das macht sie für die Niederlande unbezahlbar. Dass ihr 100. Treffer vor den Augen von Königin Maxima fiel, passte ins Bild eines Abends, der für Oranje mehr war als nur ein gelungener Auftakt. Er war ein Zeichen – nach innen wie nach außen.
Die Kür beginnt jetzt. Gegen England. Gegen Frankreich. Dann wird aus Geschichte Anspruch.
OZD
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