US-Präsident Donald Trump gibt sich vor dem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu optimistisch: Eine Waffenruhe im Gazastreifen sei möglich – vielleicht schon in den nächsten Tagen. Doch was nach außen nach diplomatischer Bewegung aussieht, ist in Wirklichkeit ein höchst fragiles Unterfangen, geprägt von tiefem Misstrauen und unvereinbaren Forderungen.
Trump hofft auf einen Deal mit der Hamas, der die Freilassung israelischer Geiseln sichern soll. Doch gleichzeitig verlangt die radikalislamische Organisation einen vollständigen israelischen Rückzug, Schutz vor erneuten Angriffen während der Verhandlungen und die Wiederaufnahme der humanitären Hilfe unter UN-Führung. Forderungen, die Netanjahu im Vorfeld deutlich als „inakzeptabel“ abgelehnt hat.
Die Gespräche in Katar sind ein diplomatischer Drahtseilakt. Eine 60-tägige Feuerpause liegt als Vorschlag auf dem Tisch – ein Zeitfenster für Deeskalation, das jedoch noch weit von einer Einigung entfernt ist. Dass Trump ausgerechnet vor einem journalistisch abgeschotteten Treffen mit Netanjahu von einer "guten Chance" spricht, lässt Zweifel aufkommen, ob es sich um ernsthafte Einschätzungen oder eher um politisches Wunschdenken handelt.
Denn die Realität im Gazastreifen ist erschütternd: Tausende Tote, massive Zerstörung, Millionen Menschen in Not. Allein am Montag meldete der Hamas-kontrollierte Zivilschutz erneut mindestens zwölf Tote, darunter Binnenvertriebene in einem Krankenhaus. Seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes sollen über 57.400 Menschen ums Leben gekommen sein – eine Zahl, die von den Vereinten Nationen als glaubwürdig eingeschätzt wird.
Gleichzeitig geht die Eskalation über Gaza hinaus: Auch Huthi-Stellungen im Jemen wurden von Israel angegriffen, während die Huthi-Miliz mit Raketen auf israelisches Territorium antwortete. Der Konflikt droht sich regional weiter auszubreiten.
Dass Netanjahu nun bereits zum dritten Mal seit Trumps Amtsantritt ins Weiße Haus reist, zeigt die Dringlichkeit – aber auch die strategische Nähe der beiden. Doch politische Symbolik ersetzt keine realen Fortschritte.
Trumps außenpolitischer Kurs setzt auf Inszenierung, doch der Weg zu einer echten Waffenruhe führt durch Minenfelder politischer Interessen, militärischer Realitäten und tiefer gegenseitiger Ablehnung. Ob aus "guter Chance" echte Hoffnung wird, bleibt mehr als fraglich.
OZD
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