Es war ein Abend zum Vergessen im Zürcher Letzigrund – und doch einer, der in Erinnerung bleiben wird: Mit einem desolaten Auftritt verlieren die DFB-Frauen gegen Schweden mit 1:4 (1:3) und müssen nach dem verpassten Gruppensieg nun den schweren Weg durch ein hammerhartes Viertelfinale antreten. Es ist die höchste EM-Niederlage in der Geschichte der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.
Dabei begann alles vielversprechend: Jule Brand brachte Deutschland früh in Führung, das Team dominierte anfangs sogar – doch dann brach das Spiel in sich zusammen. Die Defensive agierte fahrig, das Spiel gegen den Ball war konfus, und im Tor offenbarte Ann-Katrin Berger erneut Unsicherheiten. Den Knackpunkt aber markierte Carlotta Wamsers Platzverweis nach einem Handspiel auf der Linie: Elfmeter, Rot – und 1:3 zur Pause. Der Schock saß tief, eine echte Reaktion blieb aus.
Stina Blackstenius, Smilla Holmberg, Fridolina Rolfö und Lina Hurtig trafen für die nun seit einem Jahr unbesiegten Schwedinnen – und sorgten für eine historische Klatsche. Das deutsche Team wirkte ab Mitte der ersten Hälfte kopflos, in Unterzahl planlos. Bundestrainer Christian Wück muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen – zur taktischen Ausrichtung, zur Rollenverteilung in der Abwehr, und ganz besonders zur Torhüterinnenfrage.
Dass Berger weiterhin den Vorzug vor der in dieser Saison stabileren Merle Frohms erhält, sorgt zunehmend für Diskussionen. Ihr Spiel mit hohem Risiko blieb nicht nur im Vorfeld umstritten – gegen Schweden kostete es das Team beinahe noch höher. Die deutschen Fans – rund 6000 waren im Stadion, darunter auch Vizekanzler Lars Klingbeil – erlebten eine Mannschaft, die nach zwei Siegen in der Vorrunde plötzlich wie ausgewechselt wirkte.
Trotz einer starken Gruppenphase steht der Titeltraum auf wackeligen Füßen. Der nächste Gegner im Viertelfinale wird Frankreich, England oder die Niederlande heißen – allesamt Kaliber, gegen die es mehr braucht als vereinzelte gute Angriffe und Durchhalteparolen. Der Achtfach-Europameister hat eine Woche Zeit, sich neu zu sortieren. Die Lehren aus Zürich dürften schmerzhaft sein.
Erklärungen:
Doubleheader: Zwei Spiele in einer Gruppe direkt nacheinander – in diesem Fall: DFB-Frauen mit zwei Siegen, dann der Einbruch.
Torhüterinnenfrage: Debatte um die Rolle von Berger und Frohms.
Letzigrund: Stadion in Zürich, Spielort der Vorrunde.
OZD
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