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50 Tage sind eine sehr lange Zeit

EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas begrüßt Trumps harte Linie gegenüber Russland, kritisiert aber das 50-tägige Ultimatum scharf. „Das ist eine sehr lange Zeit“, warnt sie – während in der Ukraine täglich Zivilisten sterben.

Mit vorsichtiger Zustimmung und zugleich klarer Warnung hat EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas auf das von US-Präsident Donald Trump verhängte Ultimatum an Russland reagiert. Zwar lobte die frühere estnische Regierungschefin in Brüssel ausdrücklich die neue Härte Washingtons gegenüber dem Kreml, machte jedoch unmissverständlich deutlich, dass sie den gewählten Zeitrahmen für zu lang hält. „Es ist sehr positiv, dass die Amerikaner Schritte unternehmen“, sagte sie am Montag. „Aber 50 Tage sind eine sehr lange Zeit.“

Trump hatte zuvor bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte angekündigt, Russland und seine Verbündeten – insbesondere China und Indien – mit sogenannten Sekundärzöllen in Höhe von 100 Prozent zu bestrafen, sollte Moskau nicht innerhalb von 50 Tagen einer Waffenruhe im Ukraine-Krieg zustimmen. Er sei „enttäuscht“ von Kremlchef Wladimir Putin, der vom Frieden rede, aber gleichzeitig weiterhin die Ukraine bombardiere, so Trump.

Kallas erinnerte eindringlich daran, dass Russland in der Ukraine „jeden Tag“ unschuldige Zivilisten töte. In einem solchen Kontext sei es geboten, möglichst rasch und geschlossen zu reagieren. „Wir müssen mehr Druck ausüben, damit Russland überhaupt den Willen zum Frieden entwickelt“, betonte sie. Dabei gehe es nicht nur um diplomatischen Druck, sondern auch um konkrete militärische Hilfe, wie sie von zahlreichen europäischen Ländern geleistet werde.

In den vergangenen Tagen hatte sich die Sicherheitslage in der Ukraine durch massive russische Luftangriffe nochmals verschärft. Das von Trump verkündete Ultimatum wurde international unterschiedlich aufgenommen: Während US-Republikaner es als längst überfällige Reaktion auf Putins Eskalation begrüßten, kamen aus der EU deutlich zurückhaltendere Töne.

Mit ihrer Äußerung bringt Kallas die wachsende Nervosität in Europas Hauptstädten auf den Punkt. Die Angst: Dass Russland die Zeit bis zum Ablauf des Ultimatums für neue Geländegewinne oder eine Offensive nutzt.
OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Kaja Kallas hat recht – und sie spricht aus, was viele in Europa denken, sich aber nicht zu sagen trauen: Ein 50-tägiges Ultimatum ist in einem Krieg wie dem in der Ukraine nicht Ausdruck von strategischer Klugheit, sondern von gefährlicher Naivität. Donald Trump will Härte zeigen, doch er lässt dem Kreml damit ein Zeitfenster, das zu neuen Angriffen einlädt. Russland wird diese Zeit nicht nutzen, um zu verhandeln – sondern, um Fakten zu schaffen.
Trump spielt auf Zeit, Europa steht unter Strom – und mittendrin sterben täglich Menschen. Was es braucht, ist keine rhetorische Stärke, sondern reale Konsequenz. Strafzölle, Sanktionen, Waffenlieferungen – jetzt, nicht in 50 Tagen. Wer ernsthaft Frieden will, muss Russland zwingen, sich zu bewegen. Nicht irgendwann, sondern sofort.


Lesermeinungen

„Kallas spricht endlich aus, was viele sich nicht trauen – das ist europäische Führung!“ m.
„50 Tage sind eine Einladung für Putin. Europa darf nicht tatenlos bleiben.“ kerstin 
„Endlich wieder Druck aus den USA – aber bitte mit kürzerer Leine!“ Blei, peter 


OZD-Analyse

1. Trumps Ultimatum: Inhalt und Wirkung
– 100 Prozent Strafzölle für Russland-Verbündete wie China und Indien angekündigt.
– 50 Tage Frist für Waffenruhe-Vereinbarung im Ukraine-Krieg.
– Begründung: Putins Verhalten sei widersprüchlich, „enttäuschend“.

2. Kallas’ Position: Zustimmung mit Warnung
a) Unterstützung der Maßnahme –
– Anerkennung der neuen US-Haltung gegenüber Russland.
– Hoffnung auf parallele militärische Hilfe durch die USA.
b) Kritik am Zeitrahmen –
– 50 Tage seien zu lang angesichts der Lage in der Ukraine.
– Gefahr, dass Russland Zeit für Eskalation nutzt.

3. Reaktionen aus Europa und geopolitische Folgen
– Differenzierte Haltung in EU-Staaten: Zustimmung zur Linie, aber Zweifel an der Umsetzung.
– Risiko: Russland wertet Ultimatum als bloßen Druck ohne unmittelbare Konsequenz.
– Strategische Bedeutung des Ultimatums im Kontext der bevorstehenden NATO-Beschlüsse.


Wer ist Kaja Kallas?
Kaja Kallas, geboren 1977 in Tallinn, ist seit 2024 EU-Außenbeauftragte und war zuvor estnische Ministerpräsidentin. Als eine der entschiedensten Kritikerinnen Russlands innerhalb der EU gilt sie als treibende Kraft hinter Europas harter Haltung im Ukraine-Krieg. Kallas setzt sich für schnelle Waffenlieferungen, klare Sanktionen und eine umfassende sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den USA ein.

Was sind Sekundärzölle?
Sekundärzölle bezeichnen Strafmaßnahmen gegen Drittstaaten, die einem sanktionierten Land – etwa Russland – indirekt helfen, etwa durch den Kauf von Rohstoffen, Technologie oder Waffen. Die USA nutzen diese Zölle, um auch Länder wie China, Indien oder Brasilien unter Druck zu setzen, sich nicht auf die Seite des Aggressors zu stellen. Solche Zölle gelten als aggressives, aber wirkungsvolles außenpolitisches Druckmittel.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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