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Milliarden geplatzt: Intel stoppt Chipfabrik in Magdeburg endgültig

Der US-Konzern Intel bläst den Bau seiner Chipfabrik in Magdeburg ab – trotz milliardenschwerer Subventionen. Ein harter Rückschlag für Deutschlands Pläne, bei Halbleitern unabhängiger zu werden.

Es war ein Prestigeprojekt für den Standort Deutschland – und nun ist es endgültig gescheitert: Der kriselnde US-Chiphersteller Intel hat den Bau seiner geplanten Chipfabrik in Magdeburg endgültig aufgegeben. „Intel wird nicht mehr mit geplanten Projekten in Deutschland und Polen fortfahren“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Damit besiegelt der Konzern, was sich seit Monaten abzeichnete: Der Mega-Deal über 30 Milliarden Euro Investitionssumme und rund zehn Milliarden Euro staatlicher Förderung aus Berlin wird nicht realisiert. Schon im Herbst 2024 hatte Intel das Projekt in Sachsen-Anhalt „auf Eis gelegt“ – nun folgt der vollständige Rückzug.

Hintergrund ist die tiefgreifende Krise bei dem einst dominierenden Halbleiterhersteller. Im zweiten Quartal 2025 verbuchte Intel erneut einen Verlust von 2,9 Milliarden US-Dollar. Schon länger hinkt der Konzern bei der Entwicklung fortschrittlicher Chips der Konkurrenz hinterher – insbesondere TSMC aus Taiwan und Nvidia aus Kalifornien haben Intel längst überholt.

Mit dem Verzicht auf das Magdeburg-Projekt kippt auch die Hoffnung der Bundesregierung, mit einem neuen „Silicon Saxony“ einen Teil der globalen Chipproduktion nach Deutschland zu holen. Auch ein weiteres Werk in Polen wird nicht gebaut, das geplante Werk in Ohio (USA) wird laut Intel „verlangsamt“.

Unter der neuen Konzernführung von Lip-Bu Tan, der Intel seit März 2025 leitet, sollen weltweit 50.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Bis Ende Juni wurde die Zahl der Beschäftigten bereits von 125.000 auf 101.000 gesenkt, Zielgröße sind 75.000 Jobs – ein Verlust von 40 Prozent.

Die Bundesregierung hatte sich mit milliardenschweren Subventionen um das Projekt bemüht. Die Chips sollten für strategisch wichtige Bereiche wie künstliche Intelligenz, Industrieelektronik und Kommunikationstechnik produziert werden. Nun droht eine Lücke in der angestrebten europäischen Halbleiterstrategie.

OZD-Kommentar:
Der Rückzug von Intel aus Magdeburg ist mehr als nur ein geplatzter Fabrikbau – er ist ein Weckruf. Deutschland wollte endlich Teil des globalen Chipmarkts werden, sich unabhängiger von Asien machen, die Wirtschaft auf Zukunftstechnologien ausrichten. Doch mit einem Federstrich ist das nun vorbei.

Es zeigt sich brutal: Milliardenversprechen aus Berlin reichen nicht, wenn Vertrauen in Stabilität, Marktlage und Technologiekompetenz fehlt. Dass ein US-Konzern mit langem Atem wie Intel das Handtuch wirft, ist ein fatales Signal – nicht nur für Sachsen-Anhalt, sondern für ganz Europa.

Besonders bitter: Die Politik hatte das Projekt zur Chefsache erklärt, Bund und Land rangen um jede Förderung. Doch ohne industrielle Schlagkraft und technologische Überlegenheit ist kein Zuschuss groß genug. Magdeburg ist nun das Symbol für eine verpasste Chance – und für die harte Realität eines globalen Tech-Wettbewerbs, in dem Deutschland nicht schnell genug ist.


Lesermeinungen:
„Wieder mal zu spät – Deutschland verschläft die Zukunft! Wieder durch die Bürokratie verschlafen"!
„Warum kriegen wir es nicht hin, solche Projekte langfristig abzusichern? Weil die Gehnemigungsverfahren zu lange dauern!“
„Magdeburg hätte einen Aufschwung gebraucht – das ist eine Katastrophe für die Region. Zu langsam und hausgemacht“

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OZD-Analyse
1. Die strategische Bedeutung des Intel-Projekts für Deutschland
Intel plante mit 30 Milliarden Euro die größte Einzelinvestition in Deutschland seit Jahrzehnten. – Ziel war es, Halbleiterproduktion nach Europa zu bringen, um geopolitische Abhängigkeiten zu reduzieren. – Die Bundesregierung wollte über zehn Milliarden Euro an Subventionen beisteuern.

2. Gründe für den Rückzug von Intel
Massive Verluste (Q2: 2,9 Mrd. US-Dollar) zwingen Intel zum Kapazitätsabbau. – Globale Konkurrenz durch TSMC, Nvidia und Samsung wird übermächtig. – Interne Strukturreformen unter CEO Lip-Bu Tan: Personalabbau, Rückzug aus Expansionsprojekten, Fokus auf Kernkompetenzen.

3. Folgen für Deutschland und Europa
Der Standort Magdeburg verliert potenziell Tausende Arbeitsplätze und Milliardeninvestitionen. – Die EU-Chipstrategie erleidet einen Rückschlag, Europa bleibt von Asien abhängig. – Das Signal an andere Tech-Konzerne ist verheerend: Europa gilt als kompliziert, teuer und langsam.

Was ist Intel?
Intel ist ein US-amerikanischer Halbleiterkonzern mit Sitz im kalifornischen Santa Clara. Das Unternehmen war jahrzehntelang Marktführer bei Computerprozessoren und ist bekannt für seine „Intel Inside“-Kampagne. Seit den 2010er-Jahren hat Intel Marktanteile an Konkurrenten wie AMD und TSMC verloren. Neue Geschäftsfelder wie Chips für künstliche Intelligenz oder Mobilgeräte blieben hinter den Erwartungen zurück. Mit dem Aufstieg von Nvidia und der zunehmenden Dominanz asiatischer Hersteller steht Intel unter enormem Druck.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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