Die Finanzierung der deutschen Gesundheitsversorgung verschiebt sich spürbar: Der Staat hat sich im Jahr 2023 deutlich zurückgezogen. Wie das Statistische Bundesamt meldet, sank der staatliche Anteil an den laufenden Gesundheitskosten auf nur noch 15,4 Prozent – ein Rückgang um satte 31,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf rund 491,6 Milliarden Euro, wovon der Staat nur noch 75,7 Milliarden beisteuerte.
Begründet wird der Rückgang mit dem Auslaufen pandemiebedingter Ausgaben. Damit ist die staatliche Unterstützung wieder auf einem Niveau wie vor Corona – allerdings in einem deutlich teureren Gesundheitswesen. Denn während der Staat spart, müssen Privathaushalte und Unternehmen tiefer in die Tasche greifen: Die privaten Haushalte finanzierten mit 262,5 Milliarden Euro über die Hälfte der laufenden Kosten (53,4 %), ein Anstieg um acht Prozent. Unternehmen steuerten 150,2 Milliarden bei – 10,2 % mehr als 2022.
Von den Ausgaben der Privathaushalte entfällt knapp die Hälfte auf Sozialversicherungsbeiträge. Der Rest stammt aus eigenen Ausgaben – etwa für Pflege, Praxisgebühren oder rezeptfreie Medikamente. Auch bei Unternehmen machen Sozialabgaben den Löwenanteil aus: Rund 85 % der Firmenausgaben für Gesundheit gingen 2023 in diesen Bereich.
Fast 92 % der staatlichen Ausgaben wurden für Transfers und Zuschüsse aufgewendet – etwa für die gesetzliche Krankenversicherung oder Pflegezuschüsse. Dennoch ist der Rückzug des Staates deutlich spürbar und lässt viele Fragen offen, wie solidarisch das deutsche Gesundheitssystem künftig noch aufgestellt ist. ozd
OZD-Kommentar
Dieser Rückgang ist ein leiser, aber gewaltiger Paradigmenwechsel. Während Deutschland sich offiziell von den Corona-Ausgaben verabschiedet, bleibt bei Millionen Bürgerinnen und Bürgern ein bitterer Nachgeschmack: Der Staat spart – und die Versicherten zahlen. Statt nachhaltiger Entlastung stehen nun wachsende Eigenbeteiligungen und steigende Beiträge auf der Tagesordnung.
Der Anteil von nur 15,4 Prozent staatlicher Finanzierung im Gesundheitswesen ist ein Alarmsignal. In einem alternden Land mit immer höheren Gesundheitskosten kann es keine Lösung sein, die Hauptlast auf Haushalte und Unternehmen abzuwälzen. Wer heute auf medizinische Hilfe angewiesen ist, spürt das schon: Pflege wird teurer, Wartezeiten länger, Medikamente kosten mehr – während staatliche Zuschüsse schrumpfen.
Dass der Staat Transfers leistet, ist löblich. Doch was nützt ein Zuschuss, wenn die Grundstruktur ins Wanken gerät? Das Gesundheitswesen ist keine Baustelle für Spardebatten, sondern ein Grundpfeiler sozialer Sicherheit. Der Rückzug des Staates kommt zur Unzeit – und wirft die Frage auf, wie viel Solidarität noch übrig ist.
Lesermeinungen
„Ich habe nichts gegen Eigenverantwortung, aber die Kosten sind kaum noch tragbar.“ Beno
„Es kann nicht sein, dass der Staat sich immer nur dann engagiert, wenn Krisen ausbrechen.“ Heise
„Unternehmen und Bürger zahlen Rekordbeiträge – wo bleibt da die Fairness?“ Lena Meyer
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OZD-Analyse
1. Rückgang der Staatsausgaben für Gesundheit
– 2023: 75,7 Milliarden Euro vom Staat
– Anteil an Gesamtkosten: 15,4 %
– Rückgang von 31,1 % gegenüber 2022
– Begründung: Auslaufen pandemiebedingter Maßnahmen
2. Belastung von Privathaushalten und Unternehmen
a) Privathaushalte –
– 262,5 Mrd. Euro im Jahr 2023
– Anstieg um 8 %
– Anteil an Gesamtfinanzierung: 53,4 %
– 50 % davon Sozialabgaben, Rest z. B. Pflegekosten, Medikamente
b) Unternehmen –
– 150,2 Mrd. Euro (+10,2 %)
– Anteil: 30,6 %
– 85 % davon durch Sozialabgaben
3. Politische und soziale Implikationen
– Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau bei deutlich höheren Gesundheitskosten
– Diskussion um Solidaritätsprinzip und staatliche Verantwortung
– Risiken für einkommensschwache Gruppen durch steigende Eigenbeteiligung
– Forderung nach struktureller Reform und gezielter Entlastung
Was ist das Statistische Bundesamt?
Das Statistische Bundesamt (Destatis) ist die zentrale Behörde für amtliche Statistik in Deutschland. Es erhebt, sammelt und analysiert Daten über Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Die Informationen dienen der Politik, Verwaltung, Forschung und Öffentlichkeit als Entscheidungs- und Planungsgrundlage. Destatis veröffentlicht regelmäßig Berichte zu Themen wie Gesundheit, Finanzen, Bevölkerung und Wirtschaftsentwicklung.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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