Die in Genf geführten Verhandlungen über ein internationales UN-Plastikabkommen sind ohne Ergebnis abgebrochen worden. Norwegen erklärte am Freitag, es werde in der Schweizer Stadt „kein Abkommen zur Plastikverschmutzung erzielt“. Auch Indien und Uruguay bestätigten, dass keine Einigung auf den jüngsten Kompromisstext zustande kam.
Nach zehn Tagen intensiver Beratungen enthielt der Entwurf noch mehr als 100 ungeklärte Punkte. Bei einer informellen Sitzung der Delegationsleiter scheiterte schließlich der Versuch, eine Annäherung zu erreichen. Die Gespräche waren bereits von Donnerstag auf Freitag verlängert worden, endeten jedoch ohne Fortschritt.
Frankreichs Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher zeigte sich „enttäuscht“. Greenpeace kritisierte, die Plastikkrise werde weiterhin unterschätzt und warnte vor einem schwachen Abkommen, das Stillstand als Fortschritt verkaufe.
Uganda beantragte eine neue Verhandlungsrunde. Die EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall sprach von einer „guten Grundlage“ für künftige Gespräche. Bereits im Dezember waren die letzten offiziellen Verhandlungen in Busan (Südkorea) gescheitert.
Analyse:
Das Scheitern in Genf verdeutlicht die verhärteten Fronten: Auf der einen Seite die Interessen erdölproduzierender Staaten, die ihre Wirtschaft nicht durch strikte Plastikregeln gefährden wollen. Auf der anderen Seite die EU, Lateinamerika und Umweltorganisationen, die ein starkes Abkommen fordern, um die globale Plastikproduktion zu reduzieren.
Die Dimension des Problems ist gewaltig: Über 400 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich hergestellt, die Hälfte für kurzlebige Einwegprodukte. Weniger als zehn Prozent werden recycelt. Bis 2060 könnte sich die Produktion verdreifachen – mit dramatischen Folgen für Ökosysteme, Gesundheit und Klima. Mikropartikel sind inzwischen selbst im menschlichen Körper nachweisbar.
Ein Abkommen könnte verbindliche Reduktionsziele, Vorgaben für Recyclingquoten und ein weltweites Verbot bestimmter Einwegprodukte festlegen. Doch das politische Ringen zeigt: Ohne mehr Druck auf höchster Ebene bleibt die Lösung der Plastikkrise eine ferne Aussicht. Genf hat zwar keine Einigung gebracht, doch der Verhandlungsprozess ist noch nicht beendet.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP