Wenige Stunden vor dem mit Spannung erwarteten Gipfel mit Kreml-Chef Wladimir Putin hat US-Präsident Donald Trump überraschend den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko angerufen. Auf seiner Plattform Truth Social berichtete Trump am Freitag, er habe mit dem langjährigen Putin-Verbündeten über eine Reihe von Themen gesprochen, darunter den anstehenden Besuch Putins in Alaska.
Trump dankte Lukaschenko für die Freilassung politischer Gefangener und kündigte an, dass derzeit über die Freilassung von weiteren 1300 Häftlingen verhandelt werde. Das Gespräch fand während Trumps Flug in den US-Bundesstaat Alaska statt, wo er Putin auf dem Militärstützpunkt Elmendorf-Richardson treffen wird.
Nach Angaben der belarussischen Nachrichtenagentur Belta lud Lukaschenko Trump und dessen Familie zu einem Besuch in Belarus ein – eine Einladung, die der US-Präsident demnach annahm. Zudem sprachen beide über die bilateralen Beziehungen zwischen Washington und Minsk sowie den Krieg in der Ukraine.
Lukaschenko, seit 1994 ununterbrochen an der Macht, steht international in der Kritik, Opposition und unabhängige Medien systematisch zu unterdrücken. Laut der Menschenrechtsorganisation Viasna sitzen derzeit 1186 politische Gefangene in Belarus ein, viele von ihnen in Folge der Massenproteste gegen seine umstrittene Wiederwahl im Jahr 2020. Unter dem Druck aus Washington hatte Lukaschenko im Juni ein Dutzend Häftlinge freigelassen, darunter den Oppositionspolitiker Sergej Tichanowski.
Putin und Trump wollen sich am Freitag um 11.30 Uhr Ortszeit (21.30 Uhr MESZ) in Anchorage treffen und im Anschluss gemeinsam vor die Presse treten.
OZD
OZD-Kommentar:
Trumps Telefonat mit Lukaschenko wenige Stunden vor dem Treffen mit Putin wirft diplomatische Fragen auf. Der belarussische Machthaber gilt als enger Verbündeter Moskaus – und seine Einladung an Trump könnte als gezielte symbolische Inszenierung verstanden werden, um Belarus international aufzuwerten. Die Ankündigung von Gefangenenfreilassungen klingt humanitär, doch sie könnte ebenso politisches Kalkül sein, um das eigene Regime zu stabilisieren. Dass Trump diese Bühne Lukaschenko bietet, bevor er mit Putin verhandelt, sendet ein Signal: Er ist bereit, mit den engsten Kreml-Partnern direkt ins Gespräch zu gehen – mit unklaren Folgen für die Ukraine-Strategie des Westens.
OZD-Analyse:
Inhalt des Gesprächs
a) Dank für Freilassungen politischer Gefangener – mögliche Verhandlungsmasse für Minsk.
b) Gespräche über Freilassung von weiteren 1300 Häftlingen – humanitär oder strategisch motiviert.
c) Themen: bilaterale Beziehungen, Ukraine-Krieg, Putins Besuch in Alaska.
Symbolische Wirkung
a) Telefonat als diplomatischer Nebenschauplatz vor Hauptgipfel mit Putin.
b) Einladung nach Belarus und Trumps Zusage – potenziell brisant in der internationalen Wahrnehmung.
c) Stärkung Lukaschenkos außenpolitischer Legitimation.
Politischer Kontext
a) Lukaschenko steht international wegen Unterdrückung der Opposition massiv in der Kritik.
b) Belarus als wichtiger strategischer Partner Russlands im Ukraine-Krieg.
c) Mögliche Signale an Putin durch Trumps direkte Kontaktaufnahme mit dessen Verbündetem.
Wer ist Alexander Lukaschenko?
Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko, geboren 1954, ist seit 1994 Präsident von Belarus und gilt als einer der letzten autoritären Machthaber Europas. Er regiert das Land mit harter Hand, kontrolliert Medien, Justiz und Sicherheitsorgane und geht rigoros gegen Opposition und Zivilgesellschaft vor. Internationale Beobachter werfen ihm wiederholt Wahlfälschungen vor. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs unterstützt Lukaschenko Russland politisch und logistisch, auch wenn Belarus offiziell nicht als Kriegspartei gilt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.