US-Präsident Donald Trump hat nach seinem Gipfel mit Russlands Staatschef Wladimir Putin die europäische Führungsriege in einer Telefonkonferenz informiert. Wie die EU-Kommission am Samstag mitteilte, nahmen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premier Keir Starmer sowie Nato-Generalsekretär Mark Rutte an dem Gespräch teil. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war dabei.
Das Telefonat dauerte laut EU-Kommission über eine Stunde. Zunächst habe Trump direkt mit Selenskyj gesprochen, ehe weitere europäische Staats- und Regierungschefs zugeschaltet wurden, hieß es aus Kiew. Aus deutschen Regierungskreisen verlautete, Trump habe den Anruf genutzt, um die wichtigsten Partner „zeitnah über Verlauf und Ergebnisse“ seines Treffens mit Putin zu unterrichten.
Trump und Putin hatten sich am Freitag in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska erstmals seit sieben Jahren wieder zu direkten Gesprächen getroffen. Beide Staatschefs bezeichneten das Treffen später als „produktiv“, konkrete Ergebnisse oder Absprachen blieben jedoch unklar. Aus Brüssel hieß es, dass europäische Spitzenpolitiker im Anschluss noch einmal gesondert miteinander telefonierten, um die Lage einzuschätzen.
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OZD-Kommentar:
Trump stellt sich gerne als Machtpolitiker dar, doch die Telefonate mit Merz, Selenskyj und den europäischen Spitzen zeigen vor allem eins: Europa bleibt in dieser Krise Zuschauer. Dass weder aus Washington noch aus Moskau Details über das Treffen bekannt wurden, ist brandgefährlich. Während Putin seine „produktive“ Bühne bekommt, bleibt für die Ukraine nur das Hoffen, dass Trump sie nicht zum Spielball seiner Deals macht. Dass Merz und Selenskyj dabei waren, ist zwar ein wichtiges Signal, ersetzt aber keine echte Mitsprache. Die große Frage lautet: Lässt sich Trump von Putin einwickeln – oder steht er wirklich noch an der Seite der Ukraine? Europa darf die Antworten darauf nicht länger von Washington abhängig machen.
OZD-Analyse:
Ablauf der Telefonate
a) Erstgespräch zwischen Trump und Selenskyj.
b) Zuschaltung europäischer Spitzenpolitiker wie Merz, Macron, von der Leyen, Starmer und Rutte.
c) Bestätigung des Weißen Hauses sowie aus Brüssel und Berlin.
Inhalt und Bedeutung
a) Trump bezeichnete das Alaska-Treffen als „produktiv“.
b) Keine Details zu Absprachen bekannt – großer Interpretationsspielraum.
c) EU-Spitzen führten weiteres internes Telefonat zur Lagebewertung.
Geopolitische Dimension
a) Putin gewinnt durch das Treffen internationale Aufmerksamkeit.
b) Europa bleibt reaktiv und abhängig von US-Informationen.
c) Gefahr: Verhandlungen könnten ohne echte Mitsprache der Ukraine geführt werden.
Wer ist Friedrich Merz?
Friedrich Merz ist seit 2024 Bundeskanzler Deutschlands und Vorsitzender der CDU. Zuvor war er Oppositionsführer und langjähriger Wirtschaftsanwalt. Merz gilt als transatlantisch orientiert, wirtschaftsliberal und ordnungspolitisch konservativ. Im Ukraine-Krieg profilierte er sich als Befürworter militärischer Unterstützung für Kiew und als Kritiker vorschneller Zugeständnisse an Russland.
Was ist die NATO?
Die NATO (North Atlantic Treaty Organization) ist ein 1949 gegründetes Verteidigungsbündnis, dem heute 32 Staaten in Europa und Nordamerika angehören. Sie basiert auf dem Prinzip der kollektiven Verteidigung: Ein Angriff auf ein Mitglied wird als Angriff auf alle gewertet. Seit Beginn des Ukraine-Krieges spielt die NATO eine zentrale Rolle bei der Unterstützung Kiews, allerdings ohne direkte Kampfhandlungen gegen Russland.
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