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Diplomatie im Schatten von Angriffen: Ukraine verlangt Schutz, Russland zieht rote Linien

Vor einem möglichen Gipfel mit Trump und Putin fordert Selenskyj feste Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Lawrow lehnt europäische Truppen ab und droht mit Konsequenzen.

Im Ringen um eine Friedenslösung im Ukraine-Krieg hat Präsident Wolodymyr Selenskyj ein direktes Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin von vorherigen Sicherheitsgarantien abhängig gemacht. „Wir wollen innerhalb von sieben bis zehn Tagen eine Übereinkunft zur Architektur der Sicherheitsgarantien erreichen“, erklärte Selenskyj am Donnerstag. Erst dann könne ein trilaterales Treffen mit US-Präsident Donald Trump und Putin stattfinden.

Trump hatte beim Gipfel mit Selenskyj und europäischen Staats- und Regierungschefs in Washington Sicherheitsgarantien ins Gespräch gebracht, die sich am Nato-Beistandsartikel orientieren sollen. Details stehen bislang aus. Während US-Vizepräsident JD Vance betonte, die Europäer müssten „den größten Teil der Last tragen“, sprach Moskaus Außenminister Sergej Lawrow eine klare Drohung aus. „Eine Stationierung europäischer Truppen in der Ukraine wäre für Russland völlig inakzeptabel“, sagte Lawrow in Moskau. Dies komme einer ausländischen Intervention gleich.

Selenskyj lehnte Sicherheitsgarantien durch China ab, da Peking Moskau durch Drohnen unterstütze. Als mögliche Orte für ein Gipfeltreffen nannte er die Schweiz, Österreich oder die Türkei – Ungarn sei wegen der Nähe zu Russland problematisch.

Unterdessen verstärkten sich die Spannungen an der Front. Die Ukraine meldete den schwersten russischen Angriff seit Wochen mit 574 Drohnen und 40 Raketen. Nach Angaben der Luftwaffe wurden 546 Drohnen und 31 Raketen abgeschossen, dennoch gab es Opfer im Westen des Landes. In Lwiw wurde ein Mensch getötet, in Mukatschewo 15 verletzt. Russland wiederum erklärte, 49 ukrainische Drohnen zerstört zu haben.

Ob Putin überhaupt bereit ist, Selenskyj zu treffen, bleibt offen – mehrfach hat er dessen Legitimität als Präsident in Frage gestellt. Dennoch drängt Trump auf ein erstes bilaterales Treffen zwischen beiden Staatschefs, dem ein Dreiergipfel folgen könnte.

OZD



OZD-Kommentar

Die Rhetorik wirkt wie ein Tanz auf dem Vulkan. Selenskyj fordert Sicherheitsgarantien, die realistisch nur mit massiver westlicher Unterstützung möglich wären – doch Lawrow zieht rote Linien und erklärt europäische Truppen für „inakzeptabel“. Trumps Rolle ist die eines selbsternannten Schiedsrichters, doch seine Worte sind vage, und seine Regierung will die Hauptlast den Europäern zuschieben. Die Ukraine hofft auf Garantien, die Russland als Provokation sehen würde. In Wahrheit steht hinter der Gipfeldiplomatie ein gefährliches Dilemma: Ohne harte Sicherheitsgarantien riskiert Selenskyj, seinem Land eine ungeschützte Zukunft zu hinterlassen, mit ihnen riskiert er eine neue Eskalation mit Moskau. Die Friedensgespräche wirken damit wie ein Spiel mit dem Feuer, bei dem jede Seite darauf spekuliert, dass die andere zuerst blinzelt.



Lesermeinungen

„Solange Putin Selenskyj nicht einmal als Präsident anerkennt, sind Gipfelgespräche reine Illusion.“ O. Dieter 

„Trump will Frieden, aber auf Kosten Europas. Wieder einmal sollen wir die Zeche zahlen.“ Monika M. 

„Ohne klare Sicherheitsgarantien ist jede Verhandlung für die Ukraine Selbstmord.“ Melodrom 



OZD-Analyse

Selenskyjs Bedingungen
– Vor einem Treffen mit Putin fordert er eine Einigung über Sicherheitsgarantien.
– Modelle orientieren sich an Nato-Beistand, konkrete Ausgestaltung offen.
– China als Garant ausgeschlossen.

Lawrows Reaktion
a) Europäische Truppen in der Ukraine seien „völlig inakzeptabel“.
b) Russland wertet dies als „ausländische Intervention“.

Rolle der USA
– Trump will als Vermittler auftreten, strebt bilaterales Treffen Putin–Selenskyj an.
– Vizepräsident Vance betont, Europa müsse den Hauptteil der Unterstützung übernehmen.

Europäische Dimension
– Ungarn blockiert den EU-Beitritt der Ukraine, Streitpunkt zwischen Kiew und Budapest.
– Selenskyj bat Trump, Einfluss auf Viktor Orban auszuüben.

Militärische Lage
– Schwerster russischer Angriff seit Wochen mit 574 Drohnen und 40 Raketen.
– Ukraine meldet hohe Abschussquoten, aber Tote und Verletzte im Westen.
– Russland wiederum beansprucht Abschuss von 49 ukrainischen Drohnen.

Offene Fragen
– Wird Putin überhaupt bereit sein, Selenskyj direkt zu treffen?
– Sind Sicherheitsgarantien realistisch, ohne dass Russland sie als Casus Belli ansieht?
– Kann Trump tatsächlich als neutraler Vermittler auftreten?


Wer ist Sergej Lawrow?
Sergej Lawrow ist seit 2004 russischer Außenminister und einer der engsten Vertrauten von Präsident Wladimir Putin. International gilt er als scharfer Rhetoriker, der die Positionen des Kremls kompromisslos vertritt.

Was ist die NATO-Beistandsklausel (Artikel 5)?
Artikel 5 des Nato-Vertrags verpflichtet alle Mitgliedsstaaten, einem angegriffenen Bündnispartner militärisch beizustehen. Es handelt sich um das zentrale Sicherheitsversprechen des Bündnisses. Für die Ukraine wäre eine ähnliche Regelung ein de-facto-Schutzschild gegen Russland.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.