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Powell deutet Leitzinssenkung an - Trumps Druck?

Jerome Powell schließt in Jackson Hole eine Leitzinssenkung nicht aus. Während die Märkte feiern, verschärft Präsident Trump den Druck auf die US-Notenbank – und attackiert deren Spitzenpersonal.

Beim traditionsreichen Zentralbanksymposium im US-Bundesstaat Wyoming hat Fed-Chef Jerome Powell die Tür für eine mögliche Leitzinssenkung geöffnet. Eine deutliche Verschlechterung des US-Arbeitsmarkts könne die US-Notenbank zu einer Lockerung der Geldpolitik zwingen, erklärte er am Freitag in Jackson Hole. Die sich wandelnde Risikobilanz erfordere, die Strategie immer wieder neu zu überprüfen.

Powell warnte jedoch gleichzeitig vor neuen Gefahren. Die von der US-Regierung verhängten Zölle würden die Verbraucherpreise merklich antreiben und könnten eine erneute Inflationswelle auslösen. „Die Auswirkungen sind nun deutlich sichtbar“, sagte Powell. Damit stehe die Fed in einem Dilemma zwischen Konjunkturstützung und Preisstabilität.

Die Finanzmärkte reagierten erleichtert. An der Wall Street stiegen Dow Jones und Nasdaq unmittelbar nach Powells Rede um fast zwei Prozent, während die Renditen für US-Staatsanleihen deutlich nachgaben.

Für Powell war es die letzte Rede in Jackson Hole, da seine Amtszeit im Mai endet. Seit Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit hatte die Notenbank den Leitzins auf 4,25 bis 4,5 Prozent eingefroren – aus Sorge vor den unkalkulierbaren Folgen der protektionistischen Wirtschaftspolitik. Trump hatte Powell deswegen regelmäßig attackiert, ihn als „Schwachkopf“ beschimpft und gar mit Entlassung gedroht.

Auch Fed-Gouverneurin Lisa Cook geriet in den vergangenen Tagen ins Visier des Präsidenten. Trump forderte ihren Rücktritt, warf ihr dubiose Geschäfte vor und drohte offen mit ihrer Entlassung. Cook, die erste Schwarze im Gouverneursrat, war von Joe Biden ernannt worden. Nach den geltenden Regeln könnte sie nur bei nachgewiesenem Fehlverhalten abberufen werden – Beweise legte Trump jedoch nicht vor.

OZD


OZD-Kommentar

Die Worte Powells waren vorsichtig, aber ihre Wirkung entfaltet sich enorm: Die Märkte feiern, als stünde eine Zinswende unmittelbar bevor. Doch in Wahrheit steckt die Fed in einer Falle. Jede Zinssenkung stützt die Konjunktur, schwächt aber den Kampf gegen die Inflation. Und während die Notenbank abwägt, eskaliert Trump den politischen Druck. Mit Beschimpfungen, Drohungen und Angriffen auf einzelne Mitglieder wie Lisa Cook untergräbt er die Unabhängigkeit der Institution. Was die USA gerade erleben, ist mehr als eine Zinspolitik-Debatte – es ist ein Stresstest für die Glaubwürdigkeit der Federal Reserve. Sollte Powell einknicken, wäre das ein Präzedenzfall, der die Märkte kurzfristig beflügelt, langfristig aber fatale Folgen hätte.


Lesermeinungen

„Powell macht einen soliden Job, Trump sollte endlich aufhören, Druck auszuüben.“ Simon Altstädt 

„Zinsen runter klingt gut für Kredite, aber die Inflation ist doch schon wieder ein Problem.“ Gerd Handorf 

„Das ist brandgefährlich: Wenn die Politik die Fed steuert, verlieren wir jede Stabilität.“ d. F. 


OZD-Analyse

Bedeutung der Rede

Powell signalisiert vorsichtige Offenheit für Zinssenkungen.

Märkte interpretieren dies als Chance auf billigeres Geld.

Politische Brisanz überlagert die geldpolitischen Details.

Politischer Druck durch Trump
a) Trump will Zinsen senken, um Kredite und Konjunktur anzukurbeln.
b) Persönliche Angriffe auf Powell und Cook zeigen den Versuch, die Fed zu kontrollieren.
c) Der Konflikt beschädigt die institutionelle Unabhängigkeit der Notenbank.

Ökonomische Risiken

Zinssenkung könnte Konjunktur stützen, aber Inflation befeuern.

Hohe US-Staatsverschuldung verschärft die Zinslast.

Globale Märkte sind abhängig von Stabilität der Fed-Politik.


Wer ist Jerome Powell?

Jerome Powell, geboren 1953, ist seit 2018 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve. Zuvor war er Jurist und Investmentbanker, bevor er 2012 in den Gouverneursrat der Fed berufen wurde. Powell gilt als Pragmatiker, der weder der orthodoxen geldpolitischen Schule noch radikalen Positionen zugeordnet wird. In seiner Amtszeit musste er auf Pandemie, Inflation und politische Eingriffe reagieren. Im Mai 2025 endet seine Amtszeit.

Was ist die Federal Reserve (Fed)?

Die Federal Reserve ist die Zentralbank der Vereinigten Staaten, gegründet 1913. Ihre Hauptaufgaben sind die Geldpolitik, Bankenaufsicht und Sicherung der Finanzstabilität. Das Federal Open Market Committee (FOMC) entscheidet über Zinssätze. Die Unabhängigkeit der Fed gilt als Grundpfeiler der US-Volkswirtschaft. Politische Einflussnahme, wie sie Trump aktuell versucht, ist ein Angriff auf dieses Fundament.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.