Mit dem Rücktritt der US-Ökonomin Adriana Kugler aus dem Vorstand der US-Notenbank Federal Reserve hat Präsident Donald Trump ein wichtiges Ziel auf seinem Feldzug gegen die derzeitige Zinspolitik erreicht. Kugler, von Joe Biden ernannt, galt als standhafte Verfechterin der geldpolitischen Unabhängigkeit. Ihr Ausscheiden kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Trump seine Forderung nach drastischen Leitzinssenkungen verschärft – um ganze drei Prozentpunkte.
Offiziell nannte Kugler in der Fed-Mitteilung keine Gründe für ihren vorzeitigen Rückzug, der ursprünglich erst im Januar 2026 vorgesehen war. Sie kündigte lediglich an, ihre Arbeit an der Georgetown University in Washington fortzusetzen. Doch der politische Kontext lässt wenig Zweifel daran, dass der wachsende Druck aus dem Weißen Haus ein zentrales Motiv war.
Trump äußerte sich zu Kuglers Rücktritt „sehr glücklich“ – ein bemerkenswerter Kommentar, der offenbart, wie sehr er personelle Entscheidungen innerhalb der Federal Reserve als Teil seiner wirtschaftspolitischen Agenda versteht. Mit Kuglers Rückzug hat er nun die Möglichkeit, ein weiteres Vorstandsmitglied mit loyaler Haltung zu besetzen.
Die Fed hatte erst am Mittwoch beschlossen, den Leitzins ein weiteres Mal auf dem aktuellen Niveau zwischen 4,25 und 4,5 Prozent zu belassen. Damit stellt sich die Notenbank gegen Trumps vehemente Forderung nach sofortiger geldpolitischer Lockerung, die er mit sinkenden Immobilienzinsen und angeblicher Wirtschaftsentlastung begründet. Seine Kritik an der Zentralbank gipfelte zuletzt in persönlichen Beleidigungen gegen Fed-Chef Jerome Powell, den er als „Trottel“, „Schwachkopf“ und „Loser“ bezeichnete.
Powell wiederum warnte öffentlich davor, die Unabhängigkeit der Geldpolitik zum Wahlkampfthema zu machen. Insbesondere Trumps Versprechen, Kredite günstiger zu machen, könne den Eindruck erwecken, die Notenbank werde künftig zum politischen Werkzeug degradiert.
Dass zwei von Trump ernannte Mitglieder des Fed-Vorstands gegen die Mehrheit für eine Zinssenkung gestimmt hatten, unterstreicht die wachsenden Spannungen innerhalb des Gremiums. Trump selbst sprach in diesem Zusammenhang von „starken Meinungsverschiedenheiten“, die „nur noch stärker“ würden – eine klare Kampfansage an die bestehende geldpolitische Linie.
Ökonomen und politische Beobachter sehen in der Entwicklung ein ernstes Warnsignal. Die Unabhängigkeit der Federal Reserve ist eine tragende Säule des amerikanischen Wirtschaftssystems. Ihre Aushöhlung zugunsten kurzfristiger politischer Interessen gefährdet nicht nur die Glaubwürdigkeit der Notenbank, sondern auch die Stabilität von Kapitalmärkten und Währungspolitik weltweit.
Trumps wiederholte Versuche, die Geldpolitik zu instrumentalisieren, stehen im krassen Gegensatz zu langjähriger Praxis und Verfassungstradition. Mit dem Abgang Kuglers droht ein weiterer Dammbruch. Die nächsten Personalentscheidungen könnten entscheiden, ob die Fed weiterhin unabhängig agieren kann – oder ob sie künftig den Launen der Exekutive unterliegt.
OZD
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