Darja Varfolomeev hat bei den Weltmeisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik in Rio de Janeiro erneut ihre Klasse unter Beweis gestellt. Die 18-Jährige sicherte sich am Sonntag gleich zwei Einzeltitel: Mit dem Ball setzte sie sich mit 29,850 Punkten gegen die Konkurrenz durch, im Keulen-Finale folgte mit 31,700 Punkten der zweite Gold-Coup des Abends. Damit feierte die Olympiasiegerin von Paris ihre WM-Titel Nummer drei und vier in Brasilien.
„Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, ich habe mein Bestes gegeben“, sagte Varfolomeev nach ihrem Auftritt mit dem Ball. Zuvor hatte sie allerdings einen Rückschlag hinnehmen müssen: Im Reifenfinale blieb sie mit 28,950 Punkten überraschend nur auf Rang fünf. Dort gewann ihre Vereinskollegin Anastasia Simakova mit 29,400 Punkten Bronze. Gold ging an die Italienerin Sofia Raffaeli (30,650) vor Stiliana Nikolowa aus Bulgarien (29,950).
Im Ballfinale verwies Varfolomeev die US-Amerikanerin Rin Keys (29,050) und erneut Raffaeli (28,750) auf die Plätze. Wenig später zeigte sie mit den Keulen eine makellose Vorstellung und ließ Amalia Lica aus Rumänien (29,000) und Nikolowa (28,800) deutlich hinter sich.
Schon am Freitag hatte Varfolomeev ihren WM-Titel im Mehrkampf erfolgreich verteidigt und dabei erneut vier saubere Geräteübungen präsentiert. Am Samstag folgte Gold in der Teamwertung gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen im deutschen Aufgebot. Nun greift sie in Rio sogar nach dem fünften Titel, denn im Bandfinale am Sonntagabend deutscher Zeit gilt sie ebenfalls als Topfavoritin.
Die junge Athletin aus Schmiden war an allen Handgeräten sowie im Mehrkampf als Titelverteidigerin nach Brasilien gereist. Bei der WM 2023 in Valencia hatte sie Historisches geschafft und sämtliche fünf möglichen Einzeltitel gewonnen. Ob sie dieses Kunststück wiederholen kann, entscheidet sich im letzten Gerätefinale.
OZD
OZD-Kommentar
Wieder einmal hat Darja Varfolomeev bewiesen, dass sie die unangefochtene Königin der Rhythmischen Sportgymnastik ist. Ihr Umgang mit Rückschlägen zeigt, wie gefestigt sie mental ist: Nach der Enttäuschung mit dem Reifen kämpfte sie sich zurück und holte mit einer ungeheuren Präzision gleich zwei WM-Titel an einem Abend. Doch hinter dem Glanz der Medaillen steckt auch Druck – wer alles gewinnt, darf sich kaum Schwächen erlauben. Für die Konkurrenz wirkt sie fast unantastbar, und dennoch bleibt die Frage: Wie lange kann eine 18-Jährige diese mentale und körperliche Belastung tragen? Varfolomeev könnte den Sport prägen wie kaum jemand zuvor – vorausgesetzt, sie bleibt gesund und behält ihren Hunger nach Perfektion.
Lesermeinungen
„Diese Nervenstärke ist unglaublich – nach so einer Enttäuschung gleich zweimal Gold zu holen, ist Wahnsinn!“ Helga Tölle, Magdeburg
„Varfolomeev macht die RSG fast langweilig, weil sie alles gewinnt – aber es ist atemberaubend, ihr zuzusehen.“ Tina Tölle, Magdeburg
„Endlich auch wieder deutsche Dominanz in einer Individualsportart. Das ist historisch.“ Magda Berlin, Stuttgart
OZD-Analyse
Fakten
Gold mit Ball (29,850 Punkte) und Keulen (31,700 Punkte).
Zuvor Platz fünf im Reifenfinale.
Anastasia Simakova holt Bronze mit dem Reifen.
Varfolomeev verteidigte bereits ihren Mehrkampftitel und siegte in der Teamwertung.
Bewertung
a) Varfolomeev bestätigt ihre Stellung als Ausnahmeathletin, die selbst Rückschläge sofort korrigiert.
b) Simakova zeigt, dass auch die zweite deutsche Starterin in der Weltspitze angekommen ist.
c) Internationale Konkurrenz aus Italien, Bulgarien und den USA bleibt gefährlich, doch der Abstand zu „Dascha“ wirkt weiterhin groß.
Ausblick
Mit dem Bandfinale hat Varfolomeev die Chance auf ein historisches fünftes Gold.
Deutschland erlebt dank ihr und Simakova eine goldene Ära der RSG.
Für die Zukunft bleibt entscheidend, wie die Athletinnen mit dem Erwartungsdruck umgehen und ob neue Talente die Dominanz aufbrechen können.
OZD-Erklärung
Wer ist Darja Varfolomeev?
Darja „Dascha“ Varfolomeev, geboren 2006 in Barnaul (Russland), ist eine deutsche Rhythmische Sportgymnastin, die seit 2018 für den TSV Schmiden startet. Sie kam als Kind nach Deutschland, besitzt seit 2021 die deutsche Staatsbürgerschaft und gilt als eines der größten Talente der Sportgeschichte. 2023 gewann sie bei der WM in Valencia alle fünf möglichen Einzeltitel und schrieb damit Geschichte. Im Sommer 2024 krönte sie ihre Karriere mit Olympiagold in Paris. Varfolomeev ist bekannt für ihre Präzision, ihre künstlerische Eleganz und ihre mentale Stärke.
Was ist die Rhythmische Sportgymnastik (RSG)?
Die Rhythmische Sportgymnastik ist eine olympische Individualsportart, die Elemente aus Ballett, Tanz und Akrobatik mit Handgeräten wie Reifen, Ball, Band, Seil und Keulen kombiniert. Bewertet werden Schwierigkeit, Technik und künstlerische Ausführung. Deutschland hatte nach Stars wie Magdalena Brzeska lange keine dominierende Athletin mehr, bis Darja Varfolomeev die Sportart auf ein neues Niveau hob.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.