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15 Tote bei Katastrophe in Lissabon: Portugal verharrt in Trauer

Nach dem tödlichen Unglück einer Standseilbahn in Lissabon mit mindestens 15 Opfern hat Portugal einen nationalen Trauertag ausgerufen. Augenzeugen berichten von einer ungebremsten Fahrt in den Tod.

Portugal steht nach der Katastrophe in Lissabon unter Schock. Mindestens 15 Menschen verloren ihr Leben, 18 weitere wurden verletzt, als die bei Touristen äußerst beliebte Standseilbahn „Gloria“ am Mittwochabend entgleiste und mit voller Wucht gegen ein Haus prallte. Die Regierung rief für Donnerstag einen nationalen Trauertag aus, im ganzen Land wehten Fahnen auf halbmast.

Die Unglücksursache ist bislang unklar. Einsatzkräfte waren die ganze Nacht im Einsatz, suchten nach Verschütteten und sicherten Spuren. Ermittler durchkämmten das Wrack nach Hinweisen. „Sie prallte mit brutaler Wucht gegen ein Gebäude und fiel zusammen wie ein Pappkarton; sie hatte keine Bremsen“, schilderte eine Augenzeugin dem Sender SIC.

Der Betreiber Carris wies Vorwürfe mangelnder Wartung zurück. Sämtliche vorgeschriebenen Kontrollen seien eingehalten worden, zuletzt eine Generalinspektion im Jahr 2022 und eine Zwischenwartung im vergangenen Jahr. Die „Gloria“-Bahn ist eines der Wahrzeichen der portugiesischen Hauptstadt. Seit 1885 klettert sie steile Straßen hinauf, 1915 wurde sie elektrifiziert.

Am Abend gaben die Rettungskräfte Entwarnung, es seien keine Menschen mehr eingeklemmt. Lissabons Bürgermeister Carlos Moedas sprach von einer „noch nie dagewesenen Tragödie“, Präsident Marcelo Rebelo de Sousa zeigte sich tief erschüttert. Ministerpräsident Luis Montenegro erklärte in einer Mitteilung, das ganze Land sei in Bestürzung vereint. Die Regierung rief für Donnerstag einen nationalen Trauertag aus. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer Bei dem Standseilbahn-Unglück in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon hat es auch deutsche Opfer gegeben. 



"Leider müssen wir davon ausgehen, dass sich auch deutsche Staatsangehörige unter den Betroffenen befinden", hieß es am Donnerstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Zu ihrer Anzahl gebe es derzeit noch keine verlässlichen Angaben, die Lage sei noch "unübersichtlich". Der Zivilschutz in Lissabon sprach von zwei Deutschen unter den Verletzten, die Angaben zur Nationalität der Todesopfer sollen erst später folgen.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die deutsche Botschaft in Lissabon stehe "eng mit den örtlichen Behörden im Austausch", um die Identität der Opfer zu klären. Nach neuen Angaben der örtlichen Rettungskräfte kamen bei dem Unglück am Mittwochabend 17 Menschen ums Leben. Zwei Menschen seien in der Nacht ihren Verletzungen erlegen, führte Margarida Castro vom städtischen Zivilschutz aus. Zur Identität der Toten machte sie keine Angaben.

21 weitere Menschen wurden demnach verletzt, darunter mindestens elf Ausländer: zwei Deutsche, zwei Spanier, eine Französin, ein Italiener, ein Schweizer sowie jeweils ein Mensch aus Kanada, Korea, Marokko und den Kap Verde.

In ganz Portugal galt am Donnerstag ein von der Regierung ausgerufener Nationaler Trauertag. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieses tragischen Standseilbahnunglücks", hieß es auch aus dem Auswärtigen Amt.

Die bei Touristen sehr beliebte Standseilbahn war aus bisher ungeklärter Ursache entgleist und gegen ein Haus geprallt. Den ganzen Abend und die Nacht hindurch waren Einsatzkräfte vor Ort. Ermittler suchten nach der Ursache für das Unglück. Der Fernsehsender SIC berichtete unter Berufung auf eine Augenzeugin, die Standseilbahn sei "mit voller Geschwindigkeit" die steile Straße hinabgerast und habe dabei ein Gebäude gerammt.

Das Unternehmen Carris, das den Nahverkehr in Lissabon betreibt, erklärte, dass "alle Wartungsprotokolle" eingehalten worden seien. Demnach erfolgte 2022 die alle vier Jahre fällige Generalwartung und 2024 die alle zwei Jahre vorgenommene Zwischenwartung. Die "Gloria"-Standseilbahn wurde 1885 in Betrieb genommen und 1915 an das Stromnetz angeschlossen.

OZD & AFP 


OZD-Kommentar

Dieses Unglück ist mehr als nur ein tragischer Unfall – es ist ein Schlag gegen das Vertrauen in die Sicherheit öffentlicher Verkehrsmittel in Europas Touristenmetropolen. Portugal präsentiert sich als modernes Land, doch die Standseilbahn ist ein historisches Relikt. Sie ist Symbol und Stolz, aber auch eine tickende Zeitbombe, wenn Wartung allein nicht reicht. Der Hinweis auf eingehaltene Protokolle wirkt wie ein schwacher Trost für die Familien der Opfer. Das Unglück von Lissabon zeigt: Alte Technik in denkmalgeschützten Städten darf nicht zur Todesfalle werden. Portugal muss jetzt die schmerzhaften Fragen beantworten: War die Bahn ein Risiko, das man aus Prestigegründen in Kauf genommen hat?


Lesermeinungen

"Wenn alle Wartungen gemacht wurden, ist es noch schlimmer – dann sind die Protokolle schlicht unzureichend." – Manuel Senna, Porto

OZD-Analyse

Ursachen und offene Fragen
– Ermittler prüfen technische Defekte, insbesondere Bremsenversagen.
– Auch menschliches Versagen ist nicht ausgeschlossen.
– Wartungsnachweise liegen vor, reichen aber für die Sicherheit historischer Fahrzeuge?

Bedeutung für Portugal
– Die „Gloria“-Bahn ist UNESCO-Weltkulturerbe und Touristenmagnet.
– Nach der Katastrophe droht ein Imageschaden für das Land.
– Der nationale Trauertag zeigt die Dimension des Unglücks.

Konsequenzen für Europa
– Alte Verkehrsmittel in historischen Städten wie Lissabon, Prag oder Budapest stehen nun auf dem Prüfstand.
– Die Debatte über Denkmalschutz versus Sicherheit wird neu entfacht.
– Portugal muss entscheiden, ob Nostalgie den Tod von Menschen wert ist.


OZD-Erklärungen

Was ist die Standseilbahn „Gloria“?
Die „Ascensor da Glória“ wurde 1885 eröffnet und verbindet den zentralen Platz Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto. 1915 wurde sie elektrifiziert und ist seither eine Ikone Lissabons. Sie gehört zu den wichtigsten Touristenattraktionen der Stadt und ist auch UNESCO-Weltkulturerbe.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.