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Westliche Auto-Industrie taumelt und China legt zu

Die globale Autoindustrie steckt tiefer in der Krise: Gewinne brechen massiv ein – während chinesische Hersteller im Tempo zulegen und die Konkurrenz abhängen.

Die internationale Autoindustrie rutscht immer tiefer in die Krise. Laut einer Analyse des Beratungsunternehmens EY brachen die Gewinne der 19 größten Autokonzerne der Welt im zweiten Quartal um 55 Prozent ein – der Rückgang habe sich damit sogar beschleunigt. Im gesamten ersten Halbjahr 2024 schrumpfte der Gewinn um 49 Prozent. Besonders hart traf es Renault, Nissan, die Opel-Mutter Stellantis und Mazda, die in die Verlustzone rutschten. Auch die deutschen Hersteller verbuchten ein Minus von 38 Prozent, in den USA betrug der Rückgang 43 Prozent.

Ein völlig anderes Bild zeichnet sich in China ab: Dort steigerten die Autobauer Geely, Great Wall Motor und BYD ihren Gewinn leicht um ein Prozent. Noch deutlicher ist die Entwicklung beim Umsatz: Während die deutschen Konzerne vier Prozent und die US-Hersteller zwei Prozent verloren, wuchs der Umsatz der chinesischen Produzenten um 20 Prozent – wenn auch von einem geringeren Gesamtvolumen ausgehend.

Die Margen der Branche verdeutlichen die Krise: Sieben Hersteller lagen im zweiten Quartal unter drei Prozent, vier sogar im negativen Bereich. Nur wenige konnten Profitabilität wahren – etwa Suzuki mit 10,4 Prozent, Kia mit 10,1 Prozent und Toyota mit 9,3 Prozent, BMW rangiert mit 8,6 Prozent auf Platz vier.

EY-Automarktexperte Constantin Gall spricht von einer „tiefen und strukturellen Krise“ der westlichen Autoindustrie. Gründe seien geopolitische Spannungen, eine schwache Konjunktur in Europa, hohe Zölle und eine schwächelnde Nachfrage nach Elektroautos. Gall betonte, dass westliche Hersteller an ihren „historisch gewachsenen Strukturen“ leiden, die einst ein Erfolgsgarant gewesen seien, nun aber „Ballast“ darstellten. Dagegen könnten chinesische Hersteller auf der „grünen Wiese“ in Rekordzeit neue Werke hochziehen und durch digitalisierte Entwicklungsprozesse schneller sowie günstiger Modelle auf den Markt bringen.

OZD



OZD-Kommentar

Die globale Autoindustrie erlebt einen tektonischen Umbruch. Während westliche Hersteller in Bürokratie, Kostenstrukturen und hausgemachter Trägheit ersticken, marschieren Chinas Autobauer mit Tempo und Entschlossenheit voran. Die Zahlen sind ein Warnsignal: Wenn Renault, Stellantis oder VW nicht entschlossen handeln, werden sie von Geely, BYD und Co. auf den Weltmärkten überrollt. Die Zeiten, in denen deutsche Ingenieurskunst allein reichte, sind vorbei – Geschwindigkeit, Kostenkontrolle und Innovationskraft entscheiden. Prognose: Ohne radikale Umstrukturierungen wird die westliche Autoindustrie in den kommenden Jahren Marktanteile im zweistelligen Bereich an China verlieren.



Lesermeinungen

„Die deutsche Autoindustrie hat zu lange geschlafen – jetzt rächt sich das.“ (Klaus B., München)
„China zeigt, wie moderne Industriepolitik funktioniert, während wir uns verzetteln und uns beklauen lassen.“ (Anna R., Berlin)
„VW und Co. müssen endlich schlanker und schneller werden, sonst ist der Vorsprung dahin. Ach quatsch, welcher Vorsprung.“ (Michael H., Hamburg)



OZD-Analyse

Ursachen der Krise
– Gewinneinbruch durch schwache Nachfrage, hohe Zölle, geopolitische Konflikte
– Elektroautos verkaufen sich schlechter als prognostiziert
– ruinöser Preiswettbewerb auf zentralen Märkten

Unterschiede im Wettbewerb
a) Westliche Hersteller
– Hohe Verwaltungskosten
– Globale, teure Produktionsnetzwerke
– Langsame Forschungs- und Entwicklungsprozesse
b) Chinesische Hersteller
– Neue Werke auf der „grünen Wiese“ in Rekordzeit
– Digitalisierte Entwicklung
– Schlankere Modellstrategien und niedrigere Kosten

Gewinner und Verlierer
– Gewinner: BYD, Geely, Great Wall Motor, Suzuki, Kia, Toyota
– Verlierer: Renault, Nissan, Stellantis, Mazda, deutsche Hersteller mit Minus von 38 Prozent

Zukunftsprognose
– Kurzfristig: Weitere Gewinneinbrüche im Westen
– Mittelfristig: Chinas Marktanteile steigen massiv
– Langfristig: Nur Konzerne mit radikaler Umstrukturierung können gegenhalten



OZD-Erklärungen

Was ist BYD?
Build Your Dreams (BYD) ist ein chinesischer Autokonzern, der sich auf Elektro- und Hybridfahrzeuge spezialisiert hat. Das Unternehmen gilt als einer der größten Herausforderer von Tesla und Volkswagen auf dem globalen E-Automarkt.

Was ist Stellantis?
Stellantis ist ein 2021 gegründeter multinationaler Autokonzern mit Sitz in Amsterdam. Er entstand aus der Fusion von Fiat Chrysler und der französischen PSA-Gruppe. Zu den Marken gehören Opel, Peugeot, Citroën, Jeep und Maserati.

Wer ist Constantin Gall?
Constantin Gall ist Partner bei EY (Ernst & Young) und Experte für den globalen Automobilmarkt. Er analysiert regelmäßig die wirtschaftliche Lage der Branche und warnt seit Jahren vor strukturellen Schwächen der westlichen Autobauer.