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Spahn und Linnemann attackieren den NDR nach Aus von Moderatorin Julia Ruhs

Nach dem Aus von Julia Ruhs beim NDR üben CDU-Spitzenpolitiker scharfe Kritik. Spahn warnt vor einem "Rechtfertigungsproblem", Linnemann fordert ein Einfrieren der Rundfunkgebühren.

Das Aus von Moderatorin Julia Ruhs beim Norddeutschen Rundfunk hat eine Welle politischer Kritik ausgelöst. Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) sprach am Donnerstag von einem "Rechtfertigungsproblem" der Öffentlich-Rechtlichen, sollte Meinungsvielfalt eingeschränkt werden. "Wird diese Freiheit eingeschränkt, ist der gebührenfinanzierte Rundfunk nicht mehr in der Lage, die Probleme unserer Gesellschaft anzusprechen", warnte Spahn.

Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann kritisierte den Schritt scharf. Gegenüber dem Sender Welt erklärte er: "Das ist ein neuer Tiefpunkt in Sachen Debattenkultur in Deutschland." Wenn konservative Stimmen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgegrenzt würden, sei dies "bitter". Als Konsequenz forderte Linnemann ein Einfrieren der Rundfunkgebühren: "Damit endlich Druck entsteht, damit Reformen passieren."

Innerhalb des NDR hatte es zuvor massiven Protest gegen Ruhs gegeben. Rund 250 Mitarbeiter sollen sich laut Welt in einem Schreiben von der konservativ auftretenden Moderatorin distanziert haben. Dennoch lief das neue Fernsehmagazin "Klar", das Ruhs präsentierte, beim Publikum erfolgreich: Laut einer Umfrage gaben 63 Prozent der Befragten der Sendung die Schulnoten eins oder zwei.

Der NDR erklärte am Mittwoch, Ruhs werde künftig nicht mehr die NDR-Folgen des gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk produzierten Magazins moderieren. Für den BR bleibt sie jedoch weiter im Einsatz. Ruhs selbst zeigte sich "fassungslos" und sprach von einem "Armutszeugnis" des NDR.

Besonders eine "Klar"-Folge zum Thema Migration hatte intern für Streit gesorgt. Offiziell nannte der Sender keine Gründe für den Moderationswechsel. Vonseiten der AfD sprach der stellvertretende Parteichef Stephan Brandner von einer "Mobbingkampagne" und bekräftigte die Forderung nach einer grundlegenden Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

OZD


OZD-Kommentar
Das Aus von Julia Ruhs beim NDR ist mehr als ein Personalstreit – es ist ein Symptom einer tieferliegenden Vertrauenskrise. Die Öffentlich-Rechtlichen sind gebührenfinanziert und schulden der Gesellschaft Meinungsvielfalt. Doch immer öfter entsteht der Eindruck, dass missliebige Stimmen nicht ins Bild passen. Für die CDU ist das ein gefundenes Fressen, für die AfD ein weiterer Beweis für ihre Narrative vom "Staatsfunk". Die Gefahr: Mit jeder solchen Entscheidung rutscht das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiter ab. Die Forderung nach eingefrorenen Gebühren ist ein politisches Druckmittel – doch ohne eine echte Reformdebatte droht der Auftrag der Sender im Kern zu erodieren.


OZD-Analyse

Politische Dimension
– CDU-Spitzen kritisieren NDR wegen Aus von Julia Ruhs
– Forderung nach eingefrorenen Rundfunkgebühren
– AfD nutzt Vorgang für ihre Argumentation

Gesellschaftliche Dimension
– Streit um Meinungsvielfalt im gebührenfinanzierten Rundfunk
– 250 Mitarbeiter distanzieren sich von Moderatorin
– Publikum bewertet "Klar" in Umfragen dennoch positiv

Mediale Dimension
– NDR hält an Magazin fest, Ruhs nur noch beim BR
– Gründe für den Wechsel offiziell nicht genannt
– Gefahr wachsender Vertrauenskrise in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk


Mini-Infobox: Julia Ruhs und "Klar"

Julia Ruhs: konservativ auftretende Moderatorin

Magazin "Klar": Start im April 2024

Ausstrahlung: Pilotfolgen im NDR und BR

Zuschauerurteil: 63 % gaben Note 1 oder 2

Zukunft: Ruhs bleibt Moderatorin beim BR, nicht beim NDR


Wer ist Carsten Linnemann?
Carsten Linnemann ist seit Juli 2023 Generalsekretär der CDU und gilt als wirtschaftsliberaler, konservativer Stratege. Der promovierte Volkswirt aus Paderborn war zuvor Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU/CSU und hat sich in der Partei als Vordenker für wirtschaftspolitische Reformen etabliert. In der aktuellen Debatte um die Öffentlich-Rechtlichen fordert er eine grundlegende Strukturreform und sieht im Einfrieren der Rundfunkgebühren ein Druckmittel.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.