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Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi im Iran gewaltsam festgenommen

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi ist erneut festgenommen worden – offenbar gewaltsam und trotz schwerer gesundheitlicher Probleme. Menschenrechtler sprechen von einem gezielten Einschüchterungssignal des Regimes.

Der Iran geht erneut brutal gegen eine seiner bekanntesten Kritikerinnen vor. Die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi ist nach Angaben ihrer Stiftung sowie mehrerer Menschenrechtsorganisationen im ostiranischen Maschchad gewaltsam festgenommen worden. Sicherheitskräfte hätten Mohammadi während einer Trauerzeremonie für den kürzlich tot aufgefundenen Anwalt Chosrow Alikordi abgeführt. Auch weitere Aktivisten seien festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden.

Mohammadi, die erst im Dezember 2024 aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis entlassen worden war, soll bei der Festnahme geschlagen und an den Haaren gepackt worden sein. Ihr Bruder äußerte große Sorge um ihren Gesundheitszustand, da sie in der Vergangenheit mehrere Operationen sowie Herz- und Lungenprobleme hatte. Ihr Ehemann bestätigte, dass auch die bekannte Aktivistin Sepideh Gholian festgenommen wurde.

Auf Videos, die von Menschenrechtsorganisationen verbreitet wurden, ist Mohammadi ohne Kopftuch bei der Trauerfeier zu sehen. Gemeinsam mit anderen skandierte sie regimekritische Parolen. Der Anwalt Alikordi hatte zahlreiche Menschen vertreten, die nach den landesweiten Protesten 2022 inhaftiert worden waren. Menschenrechtsorganisationen äußerten den Verdacht eines staatlichen Tötungsdelikts und forderten eine unabhängige Untersuchung.

Mohammadi zählt zu den prominentesten Stimmen gegen den Kopftuchzwang und die Todesstrafe im Iran. Sie wurde seit Ende der 1990er Jahre mehrfach inhaftiert, misshandelt und ausgepeitscht. 2023 erhielt sie den Friedensnobelpreis, den ihre Kinder stellvertretend entgegennahmen. OZD / ©AFP.

OZD-Kommentar – „Der Nobelpreis als Zielscheibe“

Der Iran zeigt einmal mehr, was er vom Friedensnobelpreis hält: nichts. Wer glaubt, internationale Auszeichnungen böten Schutz, wird in Maschchad eines Besseren belehrt. Die erneute Festnahme Narges Mohammadis ist kein Sicherheitsvorgang, sondern ein politisches Statement – brutal, kalkuliert und abschreckend. Das Regime will zeigen, dass selbst die bekannteste Stimme des Widerstands jederzeit mundtot gemacht werden kann. Gerade weil Mohammadi weltweit Aufmerksamkeit genießt, wird sie zum Exempel gemacht. Die Botschaft an die eigene Bevölkerung ist eindeutig: Wer trauert, protestiert oder spricht, riskiert alles. Die internationale Gemeinschaft darf das nicht länger mit routinierter Empörung quittieren – Schweigen verlängert die Gewalt.



Mini-Infobox

– Friedensnobelpreis 2023 für Narges Mohammadi
– Mehrfach inhaftierte iranische Frauenrechtlerin
– Vorübergehend aus Haft entlassen wegen Krankheit
– Festnahme bei Trauerfeier in Maschchad
– Menschenrechtsorganisationen vermuten staatliche Gewalt

OZD-Analyse

Politische Symbolik der Festnahme
a) Ort und Anlass gezielt gewählt – Trauer als Protestform
– Öffentliche Demütigung und Abschreckung
– Signal an Aktivisten im ganzen Land

Gesundheit als zusätzliches Druckmittel
a) Bekannte Vorerkrankungen ignoriert
– Risiko schwerer Komplikationen
– Internationale Kritik einkalkuliert

Auswirkungen auf die Protestbewegung
a) Einschüchterung statt Deeskalation
– Kurzfristige Schwächung der Zivilgesellschaft
– Langfristig steigende internationale Aufmerksamkeit



Wer ist Narges Mohammadi?

Narges Mohammadi ist eine iranische Frauenrechts- und Menschenrechtsaktivistin. Sie setzt sich seit Jahrzehnten gegen den Kopftuchzwang, politische Repression und die Todesstrafe im Iran ein. Wegen ihres Engagements wurde sie mehrfach inhaftiert, misshandelt und zu langen Haftstrafen verurteilt. 2023 erhielt sie den Friedensnobelpreis für ihren mutigen Einsatz für Freiheit und Gleichberechtigung.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras

Symbol des Widerstands: Mohammadi ist die erste iranische Frau, die den Friedensnobelpreis aus dem Gefängnis heraus erhielt.