Mit Herz und Leidenschaft hat Borussia Mönchengladbach beim Einstand von Interimstrainer Eugen Polanski einen wichtigen Achtungserfolg eingefahren. In einem intensiven Auswärtsspiel beim Vizemeister Bayer Leverkusen erkämpften sich die Fohlen ein 1:1 (0:0). Haris Tabakovic rettete die Gäste in der Nachspielzeit (90.+2) mit seinem ersten Saisontor, nachdem Malik Tillman (70.) Bayer in Führung gebracht hatte.
Für Polanski, bisher U23-Coach und nach der Trennung von Gerardo Seoane kurzfristig befördert, war es ein Debüt, das Mut machte. Zwar wartet die Borussia saisonübergreifend seit elf Spielen auf einen Sieg, doch die Fans bekamen, was sie zuletzt vermisst hatten: eine Mannschaft, die sich zerreißt. „Die Fans wollen sehen, dass sich eine Mannschaft aufopfert, dann springt der Funke über“, hatte Polanski gefordert – und sein Team lieferte.
Gladbach stand tief, verteidigte diszipliniert und überstand Leverkusens frühe Druckphase dank eines starken Moritz Nicolas im Tor. Auch nach dem vermeintlichen Führungstreffer durch Jens Castrop (23.), den der VAR wegen Abseits aberkannte, blieb die Borussia couragiert. Chancen durch Kevin Stöger (57.) und Shuto Machino (60.) zeigten, dass auch nach vorn Gefahr entstehen konnte.
Leverkusen wirkte phasenweise ideenlos, auch weil Kapitän Robert Andrich gesperrt fehlte. Erst ein wuchtiger Angriff über Ernest Poku brachte die Führung: Patrik Schick verpasste, Tillman traf eiskalt. Doch Gladbach gab nicht auf – und Tabakovic sorgte mit seinem Last-Minute-Treffer für den emotionalen Höhepunkt des Abends.
OZD
OZD-Kommentar
Das 1:1 in Leverkusen mag auf dem Papier nur ein Punkt sein, doch für
Gladbach ist es viel mehr: ein Signal, dass Leidenschaft und Wille
zurückgekehrt sind. Polanski hat in wenigen Tagen geschafft, was Seoane
zuletzt nicht mehr gelang – das Team strahlt wieder Energie aus. Doch
Euphorie wäre verfrüht: elf sieglose Spiele in Serie sind ein Mahnmal,
und die Defensive bleibt trotz verbesserter Ordnung anfällig. Ob
Polanski mehr ist als ein Feuerwehrmann, wird sich schnell zeigen. Der
Funke ist da, doch aus einem Strohfeuer muss nun ein dauerhaftes Feuer
werden.

OZD-Analyse
Polanski-Debüt
– Mannschaft wirkte kämpferisch und geschlossen
– Emotionalität zurück im Team
– Trainer setzte taktisch auf Kompaktheit und schnelle Umschaltmomente
Spielverlauf
a) Leverkusen ohne Kapitän Andrich mit wenig Kreativität
b) Gladbach verteidigte diszipliniert und setzte Nadelstiche
c) Spätes Ausgleichstor als Belohnung für unermüdlichen Einsatz
Bedeutung
– Punktgewinn gegen Vizemeister gibt Selbstvertrauen
– Siegesserie bleibt aus: elf Spiele ohne Dreier
– Polanski sammelte Argumente für eine längere Amtszeit
Mini-Infobox
– Letzter Gladbach-Sieg in der Bundesliga: 3. März 2024
– Saisonstart bis dato: 1 Punkt aus drei Spielen, Torverhältnis 0:5
– Haris Tabakovic: erstes Saisontor im vierten Spiel
– Eugen Polanski: 44 Bundesliga-Spiele für Gladbach als Spieler, nun Interimstrainer
Wer ist Eugen Polanski?
Eugen Polanski, geboren 1986 in Sosnowiec (Polen), spielte als Profi im
Mittelfeld unter anderem für Borussia Mönchengladbach, Mainz 05 und die
TSG Hoffenheim. Insgesamt absolvierte er 255 Bundesliga-Partien. Nach
seinem Karriereende 2018 startete er bei der TSG Hoffenheim als Trainer
im Nachwuchsbereich. 2022 wechselte er nach Mönchengladbach und übernahm
dort die U23. Seit September 2025 ist er Interimstrainer der Profis.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.