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Digitales Deutschland: Nur 60 Prozent der Verwaltungsleistungen online verfügbar

In Deutschland sind bislang 60 Prozent der Verwaltungsleistungen digital verfügbar, doch nur knapp die Hälfte davon flächendeckend. Viele Bürger müssen weiterhin persönlich vorsprechen.

Die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland schreitet nur schleppend voran. Laut einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Analyse des Digitalverbands Bitkom sind derzeit 349 von 579 Verwaltungsleistungen online abrufbar – das entspricht 60 Prozent. Allerdings sind lediglich 165 dieser Leistungen flächendeckend verfügbar. Einige Services gibt es nur in einzelnen Kommunen.

Das Tempo der Digitalisierung variiert stark zwischen Städten und Gemeinden. 199 Verwaltungsleistungen sind in mehr als der Hälfte aller deutschen Kommunen online umsetzbar. Besonders nachgefragte Leistungen wie Elterngeld oder Eheschließungen sind in mindestens zehn Prozent der Kommunen digital verfügbar. 230 Leistungen hingegen können noch gar nicht online beantragt werden.

Neun von zehn Deutschen wünschen sich laut einer Befragung mehr Tempo bei der Digitalisierung ihrer Kommune. 82 Prozent befürworten intelligente Straßenlaternen, 70 Prozent Echtzeitinformationen zu Bus und Bahn, 65 Prozent zu Parkplätzen und 61 Prozent Wlan an öffentlichen Plätzen. 53 Prozent wünschen sich smarte Mülltonnen, die anzeigen, wenn sie voll sind, ebenso viele eine digitale Plattform zur Bürgerbeteiligung.

Trotz der Verfügbarkeit digitaler Angebote haben bisher nur 13 Prozent der Befragten überhaupt einmal eine Verwaltungsleistung online beantragt. Als Hauptgrund für den persönlichen Gang zur Behörde nannten zwei Drittel, dass die gewünschte Leistung online nicht verfügbar war oder ein persönliches Erscheinen erforderlich war. Weitere zwölf Prozent gaben technische Probleme an, sechs Prozent empfanden den Onlineservice als zu kompliziert. Nur acht Prozent entschieden sich bewusst für persönliche Beratung.

Die Befragung wurde im Auftrag des Digitalverbands Bitkom im Juli und August 2025 unter 1005 Menschen ab 18 Jahren durchgeführt.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar

Die Digitalisierung der Verwaltung bleibt ein Flickenteppich – Bürger stehen oft vor unüberschaubaren Zuständigkeits- und Technikproblemen – trotz vorhandener Online-Angebote muss die Mehrheit weiterhin persönlich vorsprechen – Prognose: Ohne klare gesetzliche Vorgaben und finanzielle Unterstützung für Kommunen wird sich der digitale Rückstand vieler Städte kaum verringern – die Kluft zwischen Großstädten und ländlichen Regionen wird weiter wachsen – Bürgerfreundliche, flächendeckende Services bleiben bis dahin Wunschdenken – Politik und Verwaltung müssen Tempo machen, sonst droht die digitale Spaltung

Lesermeinungen

„Es ist frustrierend, dass man für einfache Anträge immer noch zur Behörde muss. Die Digitalisierung hinkt hinterher.“ – Martina Schreiber

„Wenn man sieht, dass Elterngeld online nur in wenigen Städten geht, wird klar, wie uneinheitlich Deutschland digital aufgestellt ist.“ – Tobias Klose

„Man will digital arbeiten, aber das System zwingt einen ins Amt. Hier muss dringend nachgebessert werden.“ – Anja Berg

OZD-Analyse

Verfügbarkeit digitaler Verwaltungsleistungen
a) 349 von 579 Leistungen sind online abrufbar, 60 Prozent insgesamt
b) 165 Leistungen sind flächendeckend verfügbar, viele nur lokal
c) 230 Leistungen noch überhaupt nicht digital möglich

Nachfrage und Nutzung
a) Nur 13 Prozent der Befragten haben jemals online eine Verwaltungsleistung beantragt
b) Hauptgründe für persönliche Vorsprachen: Nichtverfügbarkeit online (66 Prozent), technische Probleme (12 Prozent), zu kompliziert (6 Prozent)
c) Bewusste persönliche Beratung nur für 8 Prozent ein Faktor

Erwartungen der Bürger
a) 82 Prozent wünschen sich intelligente Straßenlaternen
b) 70 Prozent Echtzeitinfos zu Bus und Bahn, 65 Prozent Parkplätze
c) 61 Prozent WLAN an öffentlichen Plätzen, 53 Prozent smarte Mülltonnen und digitale Bürgerplattformen

OZD-Erklärung
Was ist Bitkom?
Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) ist der Digitalverband Deutschlands. Er vertritt Unternehmen der IT-, Telekommunikations- und Medienbranche und veröffentlicht Studien zu Digitalisierung und Technologieentwicklung.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr. 

Titelbild: AFP.