Ein Meilenstein für die digitale Grenzsicherheit Europas: Am Sonntag hat die Bundespolizei am Flughafen Düsseldorf den Probebetrieb des neuen europäischen Ein- und Ausreisesystems (Entry/Exit System, EES) gestartet. Damit beginnt die stufenweise Einführung eines Projekts, das die Kontrolle an den Außengrenzen der EU grundlegend verändern soll.
Das EES ersetzt künftig das manuelle Abstempeln von Reisepässen. Es erfasst bei der Einreise von Drittstaatsangehörigen – also Personen aus Nicht-EU-Staaten – die biometrischen Daten, wie Fingerabdrücke und Gesichtsbilder, sowie die genauen Ein- und Ausreisedaten digital. Diese Informationen werden zentral für alle Schengen-Staaten gespeichert. Ziel ist es, die Sicherheitsstandards zu erhöhen, Identitätsbetrug zu erschweren und Überschreitungen von Aufenthaltsfristen schneller zu erkennen.
„Das Entry/Exit System ist ein entscheidender Schritt zu einem modernen, sicheren Grenzmanagement in der Europäischen Union“, teilte das Bundespolizeipräsidium in Potsdam mit. Nach Düsseldorf folgen in den kommenden Wochen die Großflughäfen Frankfurt am Main und München, später Hamburg und Berlin. Bis April 2026 soll das System bundesweit an allen Flug- und Seehäfen voll funktionsfähig sein – ein klarer Auftrag der EU-Kommission.
Die Einführung war ursprünglich bereits für November 2024 vorgesehen, wurde jedoch wegen technischer Schwierigkeiten auf dieses Jahr verschoben. Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte, dass „der digitale Grenzschutz mit dem EES das Vertrauen in sichere und effiziente Einreisen in die EU stärken“ werde.
Für EU-Bürger bleibt alles wie gewohnt: Sie müssen keine biometrischen Daten abgeben und sind von den neuen digitalen Kontrollen ausgenommen. Reisende aus Drittstaaten mit Kurzzeitvisa oder visafreier Einreise hingegen werden künftig vollständig elektronisch registriert.
Das EES ist Teil der sogenannten Smart-Borders-Agenda der Europäischen Union. Sie zielt darauf ab, mit Hilfe modernster IT-Lösungen sowohl den Grenzschutz als auch die Reisefreiheit innerhalb Europas zu verbessern – ein ambitionierter Spagat zwischen Sicherheit und Datenschutz.
OZD-Kommentar:
Europa rüstet digital auf – und das ist längst überfällig.
Jahrzehntelang waren Grenzkontrollen ein Symbol von Bürokratie und
Rückstand, nun soll das EES beweisen, dass Sicherheit und Technologie
Hand in Hand gehen können. Doch hinter der Euphorie steckt auch Skepsis:
Werden Millionen biometrischer Datensätze wirklich sicher gespeichert?
Und wie wird der Datenschutz zwischen 27 Mitgliedstaaten gewährleistet?
Das EES könnte Europas Grenzpolitik effizienter machen – oder ein
digitales Nadelöhr schaffen. Entscheidend wird sein, ob die EU
Transparenz und Vertrauen mitliefert.

Mini-Infobox:
System: Entry/Exit System (EES)
Start: 5. Oktober 2025, Flughafen Düsseldorf
Ziel: Erfassung biometrischer Daten an EU-Außengrenzen
Betroffene: Reisende aus Nicht-EU-Staaten
Vollbetrieb: Bis April 2026 bundesweit
OZD-Analyse:
Technologische Neuerung
– a) Erfasst biometrische Daten digital und zentral.
– b) Ersetzt analoge Stempelverfahren an EU-Grenzen.
– c) Erhöht Effizienz und Nachvollziehbarkeit der Ein- und Ausreisen.
Sicherheits- und Datenschutzaspekte
– a) Reduziert Identitätsbetrug und unerlaubte Aufenthalte.
– b) Datenschutz bleibt sensibler Streitpunkt in der EU.
– c) Zentrale Datenspeicherung birgt Risiken bei Cyberangriffen.
Politische Bedeutung
– a) Symbolprojekt der Smart-Borders-Agenda.
– b) Test für digitale Souveränität Europas.
– c) Kritiker fordern unabhängige Datenschutzaufsicht.
Was ist das Entry/Exit System (EES)?
Das Entry/Exit System ist ein neues EU-weites Grenzkontrollsystem, das
biometrische und Reisedaten von Drittstaatsangehörigen digital erfasst.
Es soll herkömmliche Passstempel ersetzen und die Sicherheit an den
Außengrenzen des Schengenraums erhöhen.
Was ist die Smart-Borders-Agenda?
Die Smart-Borders-Agenda ist ein EU-Projekt zur Digitalisierung und
Vereinheitlichung der Grenzverfahren. Ziel ist, die Reisenden schneller
und sicherer abzufertigen, illegale Migration zu bekämpfen und
gleichzeitig die Freizügigkeit innerhalb der EU zu wahren.
OZD-Extras:
Bonus: Das EES soll
künftig mit dem geplanten ETIAS-System verknüpft werden – einem
elektronischen Reisegenehmigungssystem ähnlich dem US-amerikanischen
ESTA.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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