Dobrindt kündigt Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei an – verspätete Reaktion auf wachsende Bedrohung
Nach den jüngsten Drohnenvorfällen am Flughafen München zieht Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) Konsequenzen: Eine spezialisierte Drohnenabwehreinheit soll künftig bei der Bundespolizei stationiert werden. Ziel sei es, auf die zunehmende technologische Bedrohung durch unbemannte Fluggeräte flexibel und mit modernsten Mitteln reagieren zu können.
„Wir werden eine eigene Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei aufstellen, die mit den neuesten Technologien ausgerüstet ist“, erklärte Dobrindt am Samstag in München. Dabei gehe es um nichts weniger als einen „Wettlauf zwischen Drohnenbedrohung und Drohnenabwehr“, den Deutschland nicht verlieren dürfe.
Neben der neuen Einheit kündigte Dobrindt auch ein zentrales Drohnenabwehrzentrum und eine Forschungseinheit an, die eng mit Partnern aus Israel, der Ukraine und der EU zusammenarbeiten soll. Zudem sollen rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden, damit künftig auch die Bundeswehr im Rahmen der Amtshilfe bei der Abwehr von Drohnen eingesetzt werden darf.
Der politische Vorstoß folgt auf eine Reihe gravierender Zwischenfälle: Zweimal innerhalb von 24 Stunden musste der Flugbetrieb am Flughafen München wegen Drohnensichtungen vollständig eingestellt werden. Tausende Passagiere waren betroffen, und die Sicherheitslücken wurden deutlich sichtbar.
Während Dobrindt von einem „Weckruf“ spricht, kritisieren Experten, dass Deutschland bei der Drohnenabwehr jahrelang den Anschluss verpasst hat. Systeme zur Erkennung, Störung oder Ausschaltung von unbemannten Flugobjekten seien bislang nur punktuell vorhanden. Der Aufbau neuer Strukturen gilt als notwendig, aber längst überfällig.
Die jüngsten Fälle in Dänemark und Schleswig-Holstein zeigen zudem, dass Drohnenflüge über Flughäfen und Militäreinrichtungen längst kein nationales, sondern ein europäisches Sicherheitsproblem darstellen. Der Schutz kritischer Infrastruktur ist dabei von zentraler Bedeutung – nicht nur für den Luftverkehr, sondern auch für die innere Sicherheit.
Deutschland steht damit vor einer neuen sicherheitspolitischen Herausforderung: Die digitale und militärische Aufrüstung im Luftraum verlangt rasches, koordiniertes Handeln – und eine nachhaltige Strategie, die über politische Symbolik hinausgeht.
OZD
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