Der VfL Wolfsburg hat sich nach wochenlanger Talfahrt von Trainer Paul Simonis getrennt. Wie der Klub am Sonntag mitteilte, wurden auch seine Co-Trainer Peter van der Veen, Tristan Berghuis und Martin Darneviel mit sofortiger Wirkung freigestellt. Interimsweise übernimmt U19-Trainer Daniel Bauer das Profi-Team.
„Die Entscheidung, Paul Simonis freizustellen, ist uns nicht leichtgefallen“, sagte Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen. „Paul ist ein akribischer Trainer, der mit Leidenschaft und Herzblut gearbeitet hat. Trotzdem zählen im Fußball Ergebnisse – und die Entwicklung der letzten Wochen war nicht so, wie wir sie uns erhofft haben.“
Der 40-jährige Niederländer hatte im Sommer das Amt von Ralph Hasenhüttl übernommen und war mit großen Ambitionen gestartet: Platz im Europapokal war das Ziel. Stattdessen rutschten die Wölfe nach nur zwei Siegen aus zehn Ligaspielen auf Rang 14 ab. Im DFB-Pokal war bereits in der zweiten Runde gegen Holstein Kiel Endstation.
Simonis, der 2024 mit den Go Ahead Eagles überraschend den niederländischen Pokal gewonnen hatte, konnte die hohen Erwartungen in der Bundesliga nicht erfüllen. Wolfsburg will nun „schnellstmöglich Stabilität und Erfolg zurückbringen“, wie Christiansen betonte. Daniel Bauer soll die Mannschaft zunächst durch die nächsten Partien führen.
OZD
OZD-Kommentar:
Die Entlassung von Paul Simonis war keine Überraschung, sondern das logische Ende einer missglückten Mission. Wolfsburg wollte mit ihm modernen Offensivfußball spielen – heraus kam Lethargie statt Leidenschaft. Simonis scheiterte nicht an seiner Idee, sondern an der Realität der Bundesliga. Doch das Problem des VfL sitzt tiefer: zu wenig Identität, zu viele Umbrüche, zu hohe Erwartungen. Daniel Bauer steht nun vor der undankbaren Aufgabe, kurzfristig Ergebnisse zu liefern – in einem Verein, der schon wieder auf der Suche nach sich selbst ist.
Mini-Infobox:
– Entlassung: Paul Simonis (40)
– Co-Trainer: van der Veen, Berghuis, Darneviel – ebenfalls freigestellt
– Interimstrainer: Daniel Bauer (U19)
– Bilanz Simonis: 10 Spiele, 2 Siege
– Tabellenplatz: Rang 14, Pokal-Aus gegen Holstein Kiel
OZD-Analyse
Gründe für die Entlassung
a) Sportlich: – Nur zwei Siege, schlechteste Offensive der Liga.
b) Taktisch: – Unklare Spielidee, fehlendes Pressing, kaum Konstanz.
c) Mental: – Kein Aufbäumen nach Rückschlägen, schwache Körpersprache.
Fehler im System Wolfsburg
– Zu häufige Trainerwechsel (Simonis war der vierte Trainer in drei Jahren).
– Ungeduldige Führungsetage und wenig Vertrauen in Entwicklungsprozesse.
– Spieler ohne klare Rollen, fehlende Hierarchie in der Kabine.
Ausblick unter Daniel Bauer
– Kurzfristig: Stabilisierung der Defensive, Wiederaufbau des Selbstvertrauens.
– Mittelfristig: Entscheidung über einen dauerhaften Cheftrainer bis zur Winterpause.
– Kandidaten: Eberl und Christiansen sollen bereits Gespräche führen.
Wer ist Daniel Bauer?
Daniel Bauer, 39, trainierte bislang die U19 des VfL Wolfsburg. Der frühere Nachwuchscoach von Hannover 96 und Holstein Kiel gilt als Analytiker mit klarer Ansprache. Bauer soll die Mannschaft vorerst übernehmen und Stabilität bringen.
Was ist der DFB-Pokal?
Der DFB-Pokal ist der nationale Pokalwettbewerb im deutschen Fußball. Alle Bundesligisten und Vereine aus den unteren Ligen treten im K.o.-Modus gegeneinander an. Der Sieger qualifiziert sich automatisch für die Europa League.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Fun-Fact: Wolfsburg hat seit 2018 sieben verschiedene Cheftrainer beschäftigt – kein Bundesligist wechselte in diesem Zeitraum häufiger.