Curacao hat das geschafft, was lange als unmöglich galt: Der winzige Karibikstaat mit nur rund 150.000 Einwohnern fährt erstmals zu einer Fußball-Weltmeisterschaft. Ein 0:0 im entscheidenden Qualifikationsspiel auf Jamaika genügte, um die Gruppe B zu gewinnen und sich direkt das Ticket für die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada zu sichern. Für Jamaika endete der Abend dagegen im sportlichen Rückschlag – und im unmittelbaren Rücktritt des Trainers.
Dabei war Curacaos Held des Abends gar nicht im Stadion. Nationaltrainer Dick Advocaat verfolgte das Spiel aus familiären Gründen in seiner Heimat in den Niederlanden. Seine Mannschaft verteidigte in Kingston aber mit Leidenschaft, Disziplin und Glück. Spätestens nach der Gelb-Roten Karte für Jamaikas Jon Russell spürte das Team, dass ein historischer Moment möglich war. Als der Schlusspfiff ertönte, brachen alle Dämme: Der „Fußballzwerg“ war plötzlich WM-Teilnehmer.
Jamaika hingegen versank in Ernüchterung. Trainer Steve McClaren trat direkt nach dem Abpfiff zurück, sichtlich niedergeschlagen und mit schwerem Blick. Er sprach von Verantwortung, von Enttäuschung und von dem Gefühl, die Mannschaft nicht weiterbringen zu können. Seine Worte hallten wie ein Abgesang: „Nach reichlicher Überlegung und einer ehrlichen Einschätzung unserer aktuellen Situation und unserer Ziele habe ich mich entschlossen, als Cheftrainer zurückzutreten.“
Während sich Jamaika nun durch die Play-offs zittern muss, kann Curacao bereits planen. Der Inselstaat ist die kleinste Nation, die jemals eine WM-Endrunde erreicht hat. Ein Moment, der weit über den Sport hinausgeht und die Insel in einen Zustand kollektiver Euphorie versetzte.
In der gleichen CONCACAF-Nacht
verpasste Suriname vorerst seine eigene Premiere. Die Südamerikaner
unterlagen Guatemala mit 1:3, bleiben aber als Gruppenzweiter in den
Play-offs. Panama sicherte sich sein Direktticket souverän mit einem 3:0
gegen El Salvador. Einen weiteren historischen Moment feierte Haiti:
Nach 52 Jahren kehrte das Team durch ein 2:0 gegen Nicaragua zurück auf
die WM-Bühne. Die Kombination aus Sieg und dem 0:0 zwischen Honduras und
Costa Rica machte die Rückkehr nach 1974 perfekt. Für Honduras reichte
es trotz Punktgleichheit nicht – die Tordifferenz entschied zugunsten
Surinames.
OZD
Curacaos Einzug in die WM ist mehr
als ein sportliches Märchen – es ist ein Schlag ins Gesicht all jener
Systeme, die glauben, Größe sei eine Frage von Bevölkerung oder
Tradition. Die Karibikinsel hat gezeigt, dass Herz, Wille und taktische
Cleverness manchmal mächtiger sind als große Namen. Diese Qualifikation
entlarvt auch die Schwächen etablierter Fußballnationen: Jamaika taumelt
ohne Konzept, Suriname zerbricht erneut an der letzten Hürde, Honduras
verschwendet jahrelanges Potenzial.
Curacao dagegen hat verstanden, was moderne Qualifikation bedeutet:
unsentimentale Effizienz und kompromissloser Teamgeist. Ihre Reise wird
nicht nur romantisch erzählt werden – sie wird andere Fußballzwerge
inspirieren und große Nationen peinlich berühren. Die WM 2026 hat jetzt
schon ihre erste Sensation. Und sie kommt aus einer Insel, die niemand
auf der Rechnung hatte.
Mini-Infobox
– Curacao erstmals bei einer WM
– Kleinste Nation der Turniergeschichte
– Jamaika nach 0:0 in der Krise
– Haiti nach 52 Jahren wieder dabei
– Suriname muss in die Play-offs
Curacaos unerwarteter Triumph
– Der Inselstaat setzt auf defensive Stabilität –
– profitiert von strategischer Führung unter Advocaat –
– nutzt perfekt die numerische Überzahl –
– erzielt den größten Erfolg seiner Fußballgeschichte.
Die Folgen für Jamaika und die Region
– sofortiger Trainer-Rücktritt zeigt strategische Orientierungslosigkeit –
– Play-offs bedeuten maximalen Druck –
– andere Karibikteams wittern neue Chancen –
– CONCACAF-Erdbeben durch unerwartete Kräfteverschiebung.
Bedeutung für die WM 2026
– Curacao wird Publikumsliebling des XXL-Turniers –
– Haiti feiert emotionales Comeback –
– Suriname und Honduras im Existenzkampf –
– die Region erlebt ihre spannendste Phase seit Jahrzehnten.
Was ist die CONCACAF-Qualifikation?
Die WM-Qualifikation in Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik
(CONCACAF) besteht aus Gruppenphasen und Play-offs. Die Gruppensieger
qualifizieren sich direkt, die Zweitplatzierten kämpfen im März um
weitere Startplätze.
Wer ist Dick Advocaat?
Dick Advocaat ist ein niederländischer Trainer-Veteran, der zahlreiche
Nationalmannschaften betreut hat. Für Curacao übernahm er eine
Mentorrolle, strukturierte das Team taktisch neu und führte es trotz
Abwesenheit am entscheidenden Spieltag zum historischen Erfolg.
OZD-Extras
Fun Fact: Curacao ist geografisch 4.000 Kilometer von den WM-Spielorten
entfernt – doch ihr Weg zur Endrunde war symbolisch weiter als jeder
transatlantische Flug.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.