Felix Loch hat mit einem kraftvollen Statement seinen vielleicht letzten Olympia-Winter eröffnet. Der 36-jährige Rodel-Rekordweltmeister gewann den Weltcup-Auftakt in Winterberg und ließ dabei Jonas Müller sowie Weltmeister Max Langenhan hinter sich. Es war Lochs erster Weltcup-Sieg seit Februar 2024 – ein Ergebnis, das in den nebligen Bedingungen von Winterberg wie ein Befreiungsschlag wirkte. „Das ist sensationell“, sagte er im ZDF und strahlte, als hätte er die jahrelange Last der Erwartungen für einen Moment abgelegt.
Loch dominierte beide Läufe mit Start- und Laufbestzeit. Langenhan, der eine Medaille bei Olympischen Spielen bislang verpasst hat und in Cortina zu den Favoriten zählen wird, vergab Rang zwei mit einem schwächeren zweiten Lauf. Für Loch, der 2010 und 2014 Olympia-Gold gewonnen hatte, ist der Sieg mehr als ein Resultat – es ist ein Signal: Er ist bereit, noch einmal auf höchstem Niveau anzugreifen.
Schon im Mixed-Event am Freitag hatte Loch gemeinsam mit Julia Taubitz Platz zwei erreicht und von einem „wirklich guten Einstand“ gesprochen. Ein Karriereende hat er weiterhin nicht im Kopf. Die Heim-WM 2028 am Königssee reizt ihn, und solange seine Leistungen zur Weltspitze führen, will er weitermachen.
Auch das deutsche Doppelsitzer-Team setzte ein Ausrufezeichen: Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal siegten knapp vor den Weltmeisterinnen Selina Egle und Lara Kipp aus Österreich. Bei den Männern mussten sich Tobias Wendl und Tobias Arlt nur dem österreichischen Duo Gatt/Schöpf geschlagen geben. Am Sonntag folgt das Einzel der Frauen – eine zusätzliche Gelegenheit für das deutsche Team, den starken Saisonstart zu veredeln.
OZD
OZD-Kommentar: „Der König zeigt, dass er noch regiert“
Es gibt Momente im Sport, die wirken wie ein Riss im Zeitgefüge. Felix Lochs Sieg in Winterberg war genau so einer. Ein Athlet, der schon alles gewonnen hat, kehrt zurück, durchbricht die Routine der Favoriten und erinnert die Welt daran, was ein Champion ist: jemand, der niemals aufgibt.
Loch hätte nach den Rückschlägen der letzten beiden Olympischen Spiele resignieren können. Stattdessen setzt er ein Zeichen, das die gesamte Konkurrenz aufhorchen lässt. Müller, Langenhan, die jungen Wilden – sie alle wissen jetzt: Wer Gold in Cortina will, muss an Loch vorbei. Und das ist ein Satz, den viele längst nicht mehr hören wollten.
In einer Sportart, in der Hundertstel entscheiden, ist Lochs Performance eine Botschaft: Erfahrung schlägt Zweifel. Leidenschaft schlägt Zeit. Und ein Comeback ist manchmal stärker als jeder Titel. Winterberg war kein Zufall. Es war eine Kampfansage.

Mini-Infobox
Lochs erster Weltcup-Sieg seit Feb 2024
Doppelbeste Zeiten in beiden Läufen
Langenhan verliert Rang zwei im zweiten Durchgang
Degenhardt/Rosenthal gewinnen bei den Doppelsitzerinnen
Winterberg sprang wegen Sicherheitsbedenken in Igls als Startort ein
OZD-Analyse
1. Bedeutung des Winterberg-Siegs
– a) Loch sendet Olympia-Signal –
– b) psychologischer Vorteil gegenüber der Konkurrenz –
– c) Wiederherstellung sportlicher Autorität –
2. Deutsches Rodelteam im Gesamtbild
– a) starke Ergebnisse bei Männern und Frauen –
– b) stabile Formkurve Richtung Cortina –
– c) interne Konkurrenz belebt Leistungsdynamik –
3. Perspektive bis zu den Olympischen Spielen
– a) Lochs Rolle als erfahrener Leitathlet –
– b) Langenhan als Herausforderer auf Goldkurs –
– c) Risiken: Konstanz, körperliche Belastung, Materialabstimmung –
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Erklärungen
Wer ist Felix Loch?
Felix Loch ist der erfolgreichste Rennrodler der Geschichte und
mehrfacher Welt- und Olympiasieger. Er gewann 2010 und 2014 Olympia-Gold
im Einsitzer und prägte über Jahre die Weltspitze. Loch fährt für den
RC Berchtesgaden und gehört zum deutschen Rodelteam des BSD.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Extra: Warum Winterberg Loachs Lieblingsbahn ist
Winterberg gilt als eine der technisch anspruchsvollsten Bahnen Europas.
Lochs präzise Linienwahl und explosive Startphase passen perfekt zu dem
NRW-Kanal – deshalb gehört die Strecke seit Jahren zu seinen
erfolgreichsten Schauplätzen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
