Antisemitismusbeauftragter warnt nach Sydney-Anschlag vor anhaltender Gefahr
Nach dem tödlichen Anschlag auf eine jüdische Festveranstaltung zum Beginn des Lichterfests Chanukka im australischen Sydney hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, einen verstärkten Schutz von Jüdinnen und Juden gefordert. „Dass jüdisches Leben und jüdische Festtage immer wieder Ziel von Terror werden, ist unerträglich“, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Klein betonte, Antisemitismus dürfe weder vom Staat noch von der Gesellschaft hingenommen werden. „Wir müssen jüdisches Leben schützen“, sagte er. Der Anschlag in Sydney, bei dem laut Polizei elf Menschen getötet wurden, sei ein weiteres Beispiel für die globale Bedrohung jüdischer Gemeinschaften. Die australischen Behörden stuften die Tat als antisemitischen Terrorangriff ein.
Gefährdungslage auch in Deutschland hoch
Auch in Deutschland bestehe weiterhin eine abstrakt erhebliche Gefährdungslage für jüdische Einrichtungen, erklärte Klein. Zwar gebe es derzeit keine konkreten Hinweise auf bevorstehende Anschläge, doch die Sicherheitsbehörden seien dauerhaft gefordert. Der Schutz jüdischer Einrichtungen bleibe eine zentrale staatliche Aufgabe.
Zugleich rief Klein dazu auf, der Bedrohung nicht mit Rückzug zu begegnen. „Wichtig ist, dass wir uns von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen – weder an Chanukka noch auf Weihnachtsmärkten“, sagte er. Sichtbarkeit jüdischen Lebens sei ein wichtiges Zeichen gegen Angst und Ausgrenzung.
Solidarität in Berlin geplant
Nach dem Anschlag rief die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin für Sonntag um 17.30 Uhr zu einem Solidaritätsgebet am Brandenburger Tor auf. In einer Erklärung hieß es, der Angriff richte sich nicht nur gegen die jüdische Gemeinschaft, sondern gegen grundlegende Werte wie Frieden, Religionsfreiheit und Menschlichkeit.
Das öffentliche Entzünden der ersten Chanukka-Kerze in Berlin soll trotz der Ereignisse wie geplant stattfinden. Anwesend sein wird auch der israelische Oberrabbiner Kalman Meir Ber.
Erklärung: Warum antisemitische Anschläge besonders alarmierend sind
Antisemitische Anschläge zielen nicht nur auf einzelne Menschen, sondern auf das Existenzrecht jüdischen Lebens insgesamt. Sie haben eine starke symbolische Dimension, da religiöse Feste und öffentliche Feiern bewusst ausgewählt werden, um Angst zu verbreiten und Gemeinschaften zu verunsichern. Sicherheitsbehörden weltweit werten solche Taten als Teil eines ideologisch motivierten Terrorismus.
Kommentar
Der Anschlag von Sydney zeigt erneut, dass Antisemitismus kein Randphänomen und kein regional begrenztes Problem ist. Wenn jüdische Feste weltweit zum Ziel von Terror werden, ist dies ein Angriff auf offene Gesellschaften insgesamt. Felix Kleins Appell ist daher mehr als eine Mahnung: Er ist ein politischer Auftrag.
Schutzmaßnahmen allein reichen jedoch nicht aus. Entscheidend ist, dass Antisemitismus gesellschaftlich klar benannt, geächtet und bekämpft wird – in Bildung, Politik und öffentlicher Debatte. Dass jüdische Gemeinden trotz Bedrohung an öffentlichen Feierlichkeiten festhalten, ist ein starkes Zeichen. Es erinnert daran, dass Sicherheit und Sichtbarkeit untrennbar zusammengehören, wenn demokratische Werte verteidigt werden sollen.
OZD
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Bild: AFP