Kurz vor Weihnachten laufen die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs weiter auf Hochtouren. Wenige Tage nach Treffen in Berlin wurden die Gespräche am Wochenende im US-Bundesstaat Florida fortgesetzt. Der Kreml dementierte jedoch Berichte aus Kiew, wonach es erstmals seit einem halben Jahr wieder direkte Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Unterhändlern gegeben haben soll.
„Bislang hat niemand ernsthaft über dieses Vorhaben gesprochen, und meines Wissens ist dies nicht in Vorbereitung“, erklärte der russische Präsidentenberater Juri Uschakow. Zwar reiste Kreml-Berater Kirill Dmitrijew nach Florida, wo sich auch ukrainische Unterhändler aufhielten, doch Moskau stellt klar: Direkte Gespräche mit der Ukraine seien nicht geplant.
In Florida kamen unter anderem der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow, Generalstabschef Andrij Hnatow, die US-Sondergesandten Steven Witkoff und Jared Kushner sowie Vertreter Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens zusammen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, die US-Regierung habe ein neues Gesprächsformat vorgeschlagen, das die Ukraine, die USA und Russland umfassen solle. Gleichzeitig äußerte er Zweifel an einem Durchbruch und forderte stärkeren Druck Washingtons auf Moskau. Am Sonntag sprach Selenskyj von konstruktiven Gesprächen zwischen den USA, Europa und der Ukraine, betonte jedoch, alles hänge davon ab, ob Russland den Krieg wirklich beenden wolle.
Während diplomatisch verhandelt wird, gehen die Angriffe unvermindert weiter. Nach Angaben Selenskyjs setzte Russland allein in der vergangenen Woche rund 1300 Angriffsdrohnen, fast 1200 Lenkbomben und mehrere Raketen ein. Besonders betroffen war die Region Odessa, wo Raketenangriffe auf Hafenanlagen mindestens acht Menschen das Leben kosteten und massive Schäden an der Exportinfrastruktur verursachten. OZD
OZD-Kommentar – Gespräche ohne Vertrauen sind nur Kulisse
Die westliche Diplomatie arbeitet im Akkord, doch Moskau spielt weiter auf Zeit. Während in klimatisierten Konferenzräumen über Friedensformate diskutiert wird, sprechen an der Front Drohnen, Bomben und Raketen eine brutale Sprache. Der Kreml dementiert direkte Gespräche – und entlarvt damit die Realität hinter der Verhandlungsrhetorik. Ohne echten Druck auf Russland bleiben diese Treffen politisches Theater. Wer Frieden will, muss bereit sein, Machtmittel einzusetzen – alles andere verlängert das Sterben.

Mini-Infobox
Gespräche in Florida mit USA, Europa und Ukraine
Kreml dementiert direkte Ukraine-Russland-Kontakte
Russische Angriffe trotz Diplomatie unvermindert
Region Odessa besonders schwer getroffen
OZD-Analyse
Diplomatische Lage
a) USA treiben neues Gesprächsformat voran – ohne klare Zusagen Moskaus
b) Europa unterstützt Kiew, fordert Nachbesserungen am US-Plan
c) Russland vermeidet direkte Gespräche und hält sich Optionen offen
Militärische Realität
a) Massive russische Angriffe trotz laufender Verhandlungen
b) Zivile Infrastruktur gezielt getroffen – wirtschaftlicher Druck auf Ukraine
c) Signal Moskaus: militärische Eskalation als Verhandlungshebel
Politische Perspektive
a) Friedensplan gilt als Russland-freundlich
b) Sicherheitsgarantien als möglicher Preis für Gebietsverluste
c) Ohne Kurswechsel Moskaus kaum Aussicht auf Durchbruch

Erklärungen
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Seit Beginn des
russischen Angriffskriegs ist er das internationale Gesicht des
ukrainischen Widerstands und wirbt weltweit für militärische und
politische Unterstützung.
Was ist der US-Friedensplan?
Der von den USA vorgelegte Friedensplan zielt auf ein Ende des
russischen Angriffskriegs ab. Er gilt als umstritten, da er mutmaßlich
Gebietsabtretungen der Ukraine vorsieht, im Gegenzug jedoch
Sicherheitsgarantien durch Washington verspricht.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras
Seit Juli gab es keine direkten Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Unterhändlern – trotz zahlreicher internationaler Vermittlungsversuche.