Wenn Populismus auf Geldpolitik trifft – Trumps Dauerkritik an Powell
Donald Trump greift in gewohnter Manier zum verbalen Holzhammer: Fed-Chef Jerome Powell sei „ein Dummkopf, der keine Ahnung hat“, poltert der Ex-Präsident auf seiner Plattform „Truth Social“. Der Auslöser? Die Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins stabil zu halten – sehr zum Missfallen des Republikaners, der sich sinkende Zinsen für einen wirtschaftlichen Aufschwung erhofft. Doch was steckt hinter dem Angriff, und was bedeutet das für die Unabhängigkeit der US-Notenbank?
Trumps Aussagen folgen einem bekannten Muster. Bereits während seiner Amtszeit attackierte er Powell regelmäßig, nannte ihn einen „großen Loser“ und drohte mehrfach mit dessen Entlassung. Ironie des Ganzen: Trump selbst hatte Powell 2018 für das Amt nominiert – in der Hoffnung auf eine lockere Geldpolitik, die wirtschaftliche Impulse liefern würde.
Doch Powell zeigt sich unbeirrt. Bei der jüngsten Pressekonferenz erklärte er, dass politische Einflüsse die Entscheidungen der Notenbank nicht beeinflussen würden. Vielmehr liege die Unsicherheit in der unklaren Handelspolitik – also just einem Bereich, den Trump maßgeblich mitgestaltet hat.
Hat Trump die Macht, Powell zu entlassen?
Die Antwort ist juristisch komplex, aber im Kern: nein. Der Vorsitzende der Federal Reserve ist für eine Amtszeit von vier Jahren ernannt – und kann nicht ohne weiteres vom Präsidenten entlassen werden. Zwar gibt es juristische Grauzonen, etwa bei grobem Fehlverhalten, doch bislang wurde kein Fed-Chef aus politischen Gründen vorzeitig abberufen. Ein solcher Schritt würde die Unabhängigkeit der US-Notenbank massiv beschädigen und weltweit Zweifel an der Stabilität der amerikanischen Geldpolitik schüren.
Ökonominnen und Ökonomen warnen ohnehin vor einer zu lockeren Zinspolitik, wie sie Trump fordert. Sie könnte nicht nur die Inflation befeuern, sondern auch das Vertrauen in die Geldwertstabilität untergraben. Trumps Behauptung, es gebe „praktisch keine Inflation“, steht im klaren Widerspruch zu aktuellen ökonomischen Daten.
Unterm Strich zeigt sich erneut: Für Trump ist Geldpolitik kein nüchternes Steuerungsinstrument, sondern ein Mittel zur Selbstdarstellung. Powell hingegen bleibt – trotz der Beleidigungen – standhaft und professionell. Und das ist gut so. Denn die Stabilität der US-Wirtschaft hängt nicht an Tweets, sondern an glaubwürdiger Notenbankpolitik.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP