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Wadephuls NATO-Debüt: Viel Symbolik, wenig Substanz?

Außenminister Wadephul nimmt erstmals an einem NATO-Treffen teil – ein Signal europäischer Geschlossenheit. Doch hinter den Kulissen brodelt es: Uneinigkeit über Verteidigungsausgaben, zögerliche Ukraine-Diplomatie und ein schwer greifbarer Friedenswille.

Die Bilder aus Antalya sollen Einigkeit zeigen – und einen neuen Außenminister im Takt des Bündnisses. Johann Wadephul (CDU) gibt sich staatsmännisch, spricht von enger Abstimmung mit den USA und versichert, Deutschland werde mögliche Gespräche zwischen der Ukraine und Russland „konstruktiv begleiten“. Doch was nach außen wie diplomatische Routine wirkt, ist bei näherem Hinsehen eine fragile Mischung aus Symbolpolitik und strategischem Leerlauf.

Während sich das Quint-Format berät und NATO-Generalsekretär Mark Rutte den Schulterschluss beschwört, bleibt vieles im Nebel: Putins vorgeschlagene Verhandlungen mit der Ukraine sind weder konkret noch glaubwürdig. Selenskyj zeigt Entschlossenheit, doch der Kreml spielt auf Zeit. Und die NATO? Sie bleibt Beobachter – diplomatisch korrekt, aber zunehmend machtlos.

Noch brisanter ist jedoch die schwelende Debatte um die NATO-Zielvorgaben. Die von den USA geforderten fünf Prozent des BIP für Verteidigung sind für viele Mitgliedstaaten utopisch. Ruttes Kompromissvorschlag – 3,5 Prozent fürs Militär, 1,5 für verwandte Bereiche – mag realitätsnäher wirken, bleibt aber politisch schwer vermittelbar. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit dürfte er in vielen Parlamenten scheitern – auch im Bundestag.

Wadephuls diplomatisches Debüt kommt zur Unzeit: Zwischen geopolitischem Druck, wachsender Bürgerkriegsgefahr in Gaza, russischer Taktik in der Ukraine und transatlantischen Erwartungen muss er liefern – doch in Antalya bleibt es bei vagen Bekenntnissen. Wer in Den Haag im Juni überzeugend führen will, muss mehr zeigen als NATO-Kulisse. Er muss klare Antworten geben: auf Krieg, Frieden – und wer am Ende dafür zahlt.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP