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Trumps „Offenheit“ für Gespräche – Hoffnung oder geopolitisches Theater? (Kommentar)

Trump zeigt sich erneut offen für Gespräche mit Putin und Selenskyj – doch Substanz fehlt. Hinter dem Signal der Gesprächsbereitschaft stehen ein ablaufendes Ultimatum, diplomatische Drohkulissen und politische Inszenierung.

Dass US-Präsident Donald Trump sich zu einem Treffen mit Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj „offen“ zeigt, mag auf den ersten Blick wie ein Hoffnungsschimmer im festgefahrenen Ukraine-Krieg wirken. Doch bei näherer Betrachtung bleibt von dieser vermeintlichen Friedensoffensive nicht viel mehr übrig als eine rhetorische Kulisse mit fragwürdiger Wirkung – außenpolitisch wie innenpolitisch.

Trump ließ durch Sprecherin Karoline Leavitt mitteilen, dass er „bereit“ sei für ein Gespräch mit beiden Präsidenten – Russland habe sogar Interesse bekundet. Konkretes? Fehlanzeige. Kein Datum, kein Ort, kein Format. Auch die Spekulationen der New York Times, wonach ein Treffen mit Putin bereits in der kommenden Woche stattfinden könnte, blieben vom Weißen Haus unbestätigt.

Ultimatum ohne Plan

Dass das alles just zwei Tage vor Ablauf eines Ultimatums an Russland geschieht, wirkt nicht zufällig: Trump hatte Putin aufgefordert, die Angriffe in der Ukraine bis Freitag zu stoppen, andernfalls droht er mit harten Sekundärsanktionen. Indien hat bereits einen 25-Prozent-Zusatzzoll auf Ölimporte aus Russland kassiert. Auch China, Brasilien oder gar die EU könnten ins Visier geraten.

Aber: Was soll ein Ultimatum ohne klaren Friedensplan bringen? Die Diplomatie ersetzt es nicht – im Gegenteil. In einer fragilen Lage wie dieser wirken Strafandrohungen eher eskalierend als deeskalierend. Ein glaubwürdiger Vermittler tritt anders auf. Und wenn Trump tatsächlich an einem Ende des „brutalen Kriegs“ interessiert wäre, würde er mehr liefern als nebulöse Gesprächsangebote.

Symbolik statt Substanz

Dass Trumps Sondergesandter Steve Witkoff bereits in Moskau war, mag auf ein diplomatisches Vorgeplänkel hindeuten. Doch auch hier bleibt es vage: „hochproduktiv“, aber ohne jede inhaltliche Klarheit. Wie schon beim geplatzten Istanbul-Treffen im Juni geht es offenbar mehr um Show als um Strategie. Die Bühne ist bereitet, aber das Skript fehlt.

Zudem bleibt fraglich, ob Putin überhaupt ernsthaft an trilateralen Gesprächen mit Trump und Selenskyj interessiert ist – oder ob er mit dem Format lediglich den Westen spalten will. Und auch Selenskyjs Vertrauen in Trump dürfte begrenzt sein – nicht zuletzt wegen früherer Äußerungen Trumps, in denen er die Unterstützung für die Ukraine infrage stellte.

Fazit: Trumps Zickzacklinie als Sicherheitsrisiko

Die Welt wartet dringend auf echte Vermittlung – nicht auf symbolpolitisches Taktieren im US-Wahlkampfmodus. Trumps Pendeln zwischen Gesprächsbereitschaft und Drohgebärde wirkt dabei wenig verlässlich. Ohne strukturiertes Format, klare Vermittlungsziele und glaubwürdige Partner bleibt diese Ankündigung genau das: ein PR-Manöver, das die Fronten eher verhärtet als aufweicht.

Erklärungen:

Ultimatum Trumps: Forderung an Russland, die Offensive in der Ukraine bis zum 8. August 2025 zu stoppen, sonst drohen Sanktionen.

Sekundärsanktionen: Strafmaßnahmen nicht direkt gegen Russland, sondern gegen Länder, die trotz Sanktionen weiterhin Geschäfte mit Russland machen.

Witkoff: US-Sondergesandter Trumps für die Ukraine-Russland-Gespräche.


OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: dpa / White House Press Office