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Tarnung, Taktik, Terror: Wie Extremisten und Täter Kinder online ködern

Nie waren Kinder und Jugendliche im Netz so schutzlos wie heute: Sexualisierte Gewalt, Extremismus und Cybermobbing nehmen dramatisch zu – oft unbemerkt von Eltern und Politik. Der neue Bericht von Jugendschutz.net schlägt Alarm.

Das Netz wird zum Albtraum für Kinder: Immer öfter geraten sie ins Visier von Tätern, die sie mit wenigen Klicks manipulieren, missbrauchen oder radikalisieren. Der neue Jahresbericht von Jugendschutz.net offenbart eine düstere Realität: 17.630 Verstöße gegen den Jugendmedienschutz wurden 2024 erfasst – mehr als doppelt so viele wie in den Vorjahren.
90 Prozent davon betrafen sexualisierte Gewalt. Die Täter? Skrupellos, technisch versiert, oft nur einen Like entfernt. Selbst harmlos wirkende Plattformen wie TikTok, Discord oder Telegram werden zur digitalen Falle.
Besonders perfide: Extremisten ködern Jugendliche mit Lifestyle-Inhalten und Belohnungen – und stoßen dabei auf erschreckend offene Türen. Bundesjugendministerin Prien zeigt sich alarmiert. Doch das reicht nicht. Die digitale Kindheit brennt – und niemand löscht.

Kommentar
Wie viele zerstörte Kindheiten brauchen wir noch, bis die Politik endlich aufwacht? Der neue Bericht ist ein Schock – und gleichzeitig ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, die es nicht schafft, ihre Schwächsten zu schützen.
Plattformen wie Instagram und TikTok verdienen Milliarden, tun aber erschreckend wenig, um ihre Räume kindersicher zu machen. Altersverifikation? Lückenhaft. Content-Moderation? Langsam und unzuverlässig. Währenddessen verwandeln Täter Alltagsfotos in Nacktbilder und Jugendliche werden in extremistische Ideologien gezogen – mitten im Klassenzimmer, über das Smartphone.
Es reicht nicht, wenn Ministerinnen „alarmiert“ sind. Wir brauchen Gesetze mit Zähnen – und Plattformbetreiber, die endlich Verantwortung übernehmen, statt auf Reichweite zu setzen.
Wenn wir diese digitale Katastrophe nicht stoppen, wird sie uns eine ganze Generation kosten.


Analyse

Die Eskalation der Bedrohung
a) Der Jahresbericht von Jugendschutz.net, dem zentralen Kompetenzzentrum für Jugendmedienschutz in Deutschland, zeigt eine drastische Zunahme von dokumentierten Online-Verstößen gegen Kinder und Jugendliche.
b) Insgesamt wurden 17.630 Fälle registriert, mit einem Schwerpunkt auf sexualisierter Gewalt (90 %). Diese Zahl hat sich im Vergleich zu den Vorjahren mehr als verdoppelt – ein alarmierendes Signal.
c) Der Anstieg ist zum Teil durch mehr Hinweise erklärbar, deutet jedoch auch auf eine tatsächliche Verschärfung der digitalen Gefahrenlage hin.

Technologische Entwicklungen als Risikofaktor
a) Neue Technologien und insbesondere Künstliche Intelligenz (KI) spielen eine zentrale Rolle bei der Eskalation: Es ist heute möglich, aus einfachen Alltagsbildern täuschend echte Nacktfotos zu generieren – mit dramatischen Folgen für die Opfer.
b) Diese Deepfake-ähnlichen Inhalte werden genutzt, um Kinder zu mobben, zu erpressen oder systematisch zu manipulieren.
c) Plattformen wie TikTok, Instagram, Telegram, Discord und Likee werden dabei zum Einfallstor – oft ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen.

Extremismus im Kinderzimmer
a) Der Bericht warnt ausdrücklich vor einer neuen Strategie extremistischer Gruppen, die gezielt Jugendliche ansprechen – etwa durch hippe Inhalte, Lifestyle-Videos und Gewinnspiele.
b) Rechtsextreme und islamistische Gruppen nutzen soziale Medien, um gezielt junge Menschen mit Migrationshintergrund zu radikalisieren.
c) Das erschreckende Ergebnis: Jugendliche geraten ohne es zu merken in ideologische Abgründe – oft mit weitreichenden Folgen für ihre psychische und soziale Entwicklung.

Neue Formen der digitalen Gewalt
a) Phänomene wie Cybermobbing, Gewaltvideos als Mutprobe und entwürdigende Straßenumfragen zeigen, wie tief sich digitale Gewalt bereits in jugendliche Alltagserfahrungen eingeschrieben hat.
b) Oft fehlen Plattformen effektive Mechanismen, um solche Inhalte schnell zu identifizieren und zu löschen.
c) Auch Eltern und Schulen sind häufig überfordert oder zu wenig geschult, um präventiv einzugreifen.

Politischer und gesellschaftlicher Handlungsbedarf
a) Bundesjugendministerin Karin Prien (CDU) bezeichnete die Entwicklung als alarmierend und rief zu politischem Handeln auf.
b) Doch Worte allein reichen nicht: Ohne verbindliche gesetzliche Vorgaben, schnelle Umsetzung und digitale Bildung bleibt der Schutz unzureichend.
c) Es braucht ein Zusammenspiel aus Technik, Politik, Recht und Bildung, um das Internet wieder zu einem sicheren Ort für junge Menschen zu machen.


Erklärungen

Jugendschutz.net: Das gemeinsame Kompetenzzentrum der Bundesländer für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Es wurde von den Jugendministerien gegründet und dokumentiert Verstöße gegen den Jugendmedienschutz.

Karin Prien (CDU): Bundesministerin für Jugend und Familie, die sich laut dem Bericht „alarmiert“ über die Entwicklungen zeigt und politischen Handlungsbedarf betont.

Künstliche Intelligenz (KI): Technologie, die im Kontext des Jugendschutzes zunehmend zur Erstellung manipulierter Bilder (z. B. Nacktfotos) verwendet wird und damit neue Missbrauchsgefahren schafft.

Extremistische Gruppen: In diesem Zusammenhang sind damit radikale politische oder religiöse Akteure gemeint, die gezielt Jugendliche über soziale Medien indoktrinieren.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr

Bild: AFP