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Weniger Inobhutnahmen – aber mehr Gewalt gegen Kinder

Die Zahl der Inobhutnahmen sinkt – doch körperliche Misshandlungen und Vernachlässigungen steigen deutlich. Eine beunruhigende Entwicklung hinter scheinbar positiven Zahlen.

Erstmals seit Jahren ist die Zahl der Inobhutnahmen durch Jugendämter gesunken – ein Rückgang um sieben Prozent im Vergleich zu 2023. Doch die Entwarnung ist trügerisch: Hinter dem Minus bei den Gesamtzahlen steht vor allem ein deutlicher Rückgang unbegleiteter Einreisen. Was gleichzeitig wächst, ist weit alarmierender – die Zahl der Fälle von Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern.

Wie das Statistische Bundesamt berichtet, gab es 2024 über 1.000 zusätzliche Inobhutnahmen wegen körperlicher Misshandlung – ein Plus von mehr als 1.000 Fällen. Auch die Zahl der Fälle wegen Vernachlässigung stieg um fast 1.000. Das bedeutet: Immer mehr Kinder geraten in akute Gefahr durch ihr direktes Umfeld – häufig ihre eigenen Familien.

Die gestiegenen Selbstmeldungen betroffener Kinder um zehn Prozent zeigen, wie wichtig niederschwellige Zugänge und Vertrauen in die Jugendämter sind. Es sind Signale einer Kinderschutzkrise, die sich im Schatten sinkender Gesamtzahlen abspielt – und politisch wie gesellschaftlich endlich ernster genommen werden muss.

Weniger Inobhutnahmen dürfen nicht als Erfolg missverstanden werden, wenn gleichzeitig mehr Kinder vor Misshandlung gerettet werden müssen. Der Staat ist gefordert, präventive Strukturen zu stärken, soziale Frühwarnsysteme auszubauen – und Ressourcen in den Kinderschutz zu lenken, nicht aus ihm abzuziehen.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP