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Rechtsextreme Jugendkultur im Netz: Mecklenburg-Vorpommerns Verfassungsschutz schlägt Alarm (Kommentar)

In Mecklenburg-Vorpommern formiert sich eine neue, digitale Generation von Rechtsextremen – radikal, jung und gewaltbereit.

Innenminister Pegel warnt vor einer Entwicklung, die bundesweit Schule machen könnte. Die Zahlen sind alarmierend – der Appell unmissverständlich.

Kommentar:
Was in Schwerin als "Verfassungsschutzbericht 2024" präsentiert wurde, liest sich wie ein Brandbrief an die demokratische Gesellschaft: Eine neue Szene junger Rechtsextremer formiert sich – schnell, lautlos und über digitale Kanäle. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel findet deutliche Worte: „Unsere Demokratie stirbt nicht mit einem Knall, sondern mit einem Klick.“ Treffender lässt sich die neue Qualität des Hasses kaum beschreiben.

Während die Skinheadkultur der 90er Jahre noch auf der Straße sichtbar war, verlagert sich der Rechtsextremismus heute in digitale Räume – auf Instagram, TikTok, Telegram. Hier wird nicht mehr mit Springerstiefeln marschiert, sondern mit Memes mobilisiert. Der Einstieg in die Ideologie wirkt harmlos, jugendkulturell verpackt, fast spielerisch. Doch die Folgen sind bitter ernst: Eine Generation wächst heran, die Demokratie als Feindbild begreift.

Die Zahlen des Berichts sprechen eine deutliche Sprache: 2184 rechtsextrem motivierte Straftaten in einem einzigen Jahr – ein Zuwachs von 59 Prozent. Parallel dazu nimmt auch die Gewaltbereitschaft zu. Die Polarisierung, die in sozialen Netzwerken genährt wird, zeigt sich immer häufiger auch auf Schulhöfen, in Jugendgruppen, auf Demonstrationen.

Diese Entwicklung ist kein regionales Problem, sondern ein gesamtgesellschaftliches Alarmsignal. Pegels Forderung nach einem Schulterschluss von Politik, Sicherheitsbehörden und Zivilgesellschaft ist richtig – und überfällig. Denn der Kampf gegen Extremismus beginnt nicht erst bei der Strafverfolgung, sondern bei der frühzeitigen Bildung, bei der digitalen Aufklärung, beim Schutz junger Menschen vor ideologischer Verführung.

Wir stehen vor einer Herausforderung, die nicht mit repressiven Mitteln allein zu lösen ist. Es braucht digitale Zivilcourage, aktive Elternhäuser, wachsame Schulen – und eine Politik, die sich traut, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Der Rechtsextremismus von morgen wird heute geliked. Wer das nicht versteht, wird ihn nicht stoppen.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP