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20 Jahre nach dem Terror in London: Gedenken mit Schatten

Großbritannien erinnert an die Opfer des 7. Juli 2005 – mit Kränzen, Reden und Mahnungen. Doch das Gedenken wirft auch Fragen auf: Was blieb von den Versprechen nach dem Terroranschlag?

20 Jahre nach den verheerenden Anschlägen auf die Londoner U-Bahn und einen Bus versammelt sich das offizielle Großbritannien zur Gedenkzeremonie: Kränze im Hyde Park, ernste Worte von Premierminister Keir Starmer, würdevoller Rückblick von König Charles III. Es ist ein Moment der Erinnerung an die 52 Toten und hunderten Verletzten – aber auch ein Moment, der in seiner ritualisierten Form kaum die Brüche und Narben berührt, die der 7. Juli 2005 in die Gesellschaft gerissen hat.

Der Terroranschlag von London, bekannt geworden als „7/7“, war nicht nur eine menschenverachtende Tat im Namen des Islamismus, sondern auch ein tiefer Schock für das Vereinigte Königreich. Die Täter waren britische Staatsbürger. Ihre Radikalisierung fand nicht irgendwo, sondern mitten im Land statt – eine unbequeme Wahrheit, die damals wie heute oft übergangen wird.

Die Reaktionen auf den Anschlag waren geprägt von Stärke und Zusammenhalt – das betonen Starmer und der König zu Recht. Doch es folgten auch Jahre verschärfter Sicherheitsgesetze, wachsender Überwachung, anhaltender gesellschaftlicher Spannungen und einer immer tieferen Spaltung in Debatten um Migration, Integration und Religion.

Heute, zwei Jahrzehnte später, drohen viele der Lehren von damals verblasst zu sein. Großbritannien – wie ganz Europa – steht erneut vor Herausforderungen im Kampf gegen Terrorismus, während antimuslimischer Rassismus und Populismus neue Gräben ziehen. Es reicht nicht, jährlich Blumen niederzulegen. Echte Erinnerung bedeutet auch, unbequeme Fragen zu stellen: Warum radikalisieren sich junge Menschen? Welche Verantwortung trägt eine Gesellschaft, die viele ihrer Glieder als „anders“ markiert?

Das Gedenken an 7/7 ist wichtig. Es darf aber nicht in staatsfrommer Routine erstarren. Wer der Opfer gedenkt, muss auch aus dem Geschehen Konsequenzen ziehen – jenseits des Protokolls.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP