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Der dritte Tag der Eskalation – und kein Ende in Sicht (Kommentar)

Der Nahe Osten brennt – buchstäblich. Nach dem Großangriff Israels auf Teheran in der Nacht zu Freitag befinden sich Israel und der Iran im offenen Kriegszustand.

Tag für Tag, Angriff für Angriff, wird die Lage unübersichtlicher, brutaler, gefährlicher. Und die Welt schaut weiterhin mit wachsender Besorgnis, aber ohne erkennbare Initiative zu.

Die Einschläge, die Israel am Sonntagabend gemeldet hat – unter anderem in der Küstenstadt Haifa – zeigen, dass auch der Iran militärisch weitreichende Schlagkraft entfalten kann. Auch wenn ein Großteil der Raketen abgefangen wird: Einzelne Treffer genügen, um Angst und Verwüstung zu verbreiten. Die Bilder aus Haifa – brennende Autos, verletzte Zivilisten, zerstörte Häuser – erinnern daran, dass dieser Konflikt längst nicht mehr nur militärische Infrastruktur betrifft. Er trifft Menschen. Alte Menschen, Kinder, Familien. Auf beiden Seiten.

Dass Israels Armee mittlerweile wieder Entwarnung gibt und Luftschutzräume verlassen werden dürfen, wirkt fast zynisch – als ob es so etwas wie Normalität in einem Land geben könnte, das sich im permanenten Ausnahmezustand befindet. Gleichzeitig sterben im Iran täglich Menschen unter israelischen Luftangriffen. Auch dort sind es längst nicht mehr nur Militärstützpunkte, die getroffen werden. Und mit jedem neuen Toten wächst der Hass – und sinkt die Hoffnung auf eine politische Lösung.

Dass sich diese Eskalation überhaupt über Tage hinweg in dieser Intensität fortsetzen kann, zeigt das Ausmaß der diplomatischen Leerstelle. Wo ist die internationale Gemeinschaft, wo sind konkrete Vermittlungsversuche? Warum schweigt der UN-Sicherheitsrat zur größten militärischen Konfrontation im Nahen Osten seit Jahrzehnten? Europa – wie so oft in letzter Zeit – bleibt ein Zuschauer mit ernster Miene und moralischen Appellen.

Der dritte Tag der Angriffe ist nicht das Ende, sondern das neue Normal. Und je länger dieser Krieg andauert, desto wahrscheinlicher ist es, dass er sich ausweitet – auf andere Länder, auf die Region, vielleicht sogar über deren Grenzen hinaus. Israel und der Iran führen keinen begrenzten Schlagabtausch. Sie befinden sich auf einem gefährlichen Weg in den offenen Krieg.

Ohne ein entschiedenes diplomatisches Eingreifen – auch und gerade durch europäische Akteure – wird dieser Weg kein Ende nehmen. Und das ist nicht nur ein Risiko für den Nahen Osten. Es ist ein Risiko für die gesamte Weltordnung.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP